Besichtigung der Brennerei “Slyrs” (August 2015)

Die Brennerei Slyrs am Schliersee
Die Brennerei Slyrs am Schliersee

Es ist ein stechend heißer Augustvormittag, als wir mit unserem Auto am Ufer des Schliersees entlangfahren. Rechts von uns glitzert das Wasser des Sees in der Sonne, die Berge strecken sich in den strahlenden Himmel und auf der linken Straßenseite taucht das Schild der ersten bayerischen Whiskydestillerie auf: Slyrs. Benannt wurde die 1999 gegründete Whiskybrennerei nach dem alten Namen des Schliersees. Slyrs, so nannten Mönche den See, als sie ihn im achten Jahrhundert entdeckten.

Produktionsraum mit Pot Stills nach schottischem Vorbild
Produktionsraum mit Pot Stills nach schottischem Vorbild

Wir parken auf dem Besucherparkplatz hinter der Destillerie und betreten zunächst den Verkaufsraum, der auch Ausgangspunkt unserer Besichtigung ist. Es gibt zwei Arten, die Slyrs-Whiskydestillerie zu erkunden: Man kann sich auf eigene Faust entlang der einzelnen Phasen der Whiskyherstellung bis in den Verkostungsraum arbeiten oder eine vorab angemeldete Gruppenführung buchen. Wir hatten uns bereits im Vorfeld für die erste Variante entschieden und starten unsere Tour in einem kleinen Kino, das gleich an den Verkaufsraum angrenzt. Ein stimmungsvoll produzierter, fast etwas zu pathetisch wirkender Kurzfilm informiert über die Geschichte der Brennerei und über die wichtigsten Schritte der Whiskyproduktion. Bereits hier werden die Besonderheiten des Slyrs-Whiskys aufzeigt: Sein Brand erfolgt seit einigen Jahren in speziellen Pot Stills, die sich von den vorher verwendeten Obstbrennblasen erheblich unterscheiden und vom Brenncharakter näher an schottische und alte irische Whisk(e)ys herankommen. Zum Reifen wird das Destillat in neue Fässer aus amerikanischer Weißeiche gefüllt, die vorher getoastet (aber nicht wie beim Bourbon ausgebrannt) wurden. Slyrs stellt Jahrgangswhiskys her: Nach drei Jahren Reifezeit kommt der Whisky aus dem Fass in die Flasche. Allerdings gibt es auch hier Ausnahmen: Für den 12-jährigen Slyrs, der 2015 erstmalig auf den Markt kam, reift der Whisky natürlich länger. Und dann auch in wieder befüllten aus dem eigenen Haus.  Außerdem gibt es Fassstärke-Abfüllungen auch spezielle Nachreifungen in Starkweinfässern: Oloroso-Sherry, Pedro Ximenez-Sherry, Port, Amontillado und Sauterne. Etwa neun Monate durfte der dreijährige Slyrs-Whisky in diesen Fässern nachreifen und zusätzliche Aromen gewinnen. Dazu verwendet Slyrs übrigens Fässer der Bodegas Tradición aus Jerez.

Ex-Sherryfässer aus Jerez werden bei Slyrs zum Nachreifen verwendet
Ex-Sherryfässer aus Jerez werden bei Slyrs zum Nachreifen verwendet

Nach dem Film führt uns der Besichtigungsweg entlang der einzelnen Produktionsschritte durch die Brennerei. Hier dominieren blank polierter Edelstahl und das leuchtende Kupferrot der Pot-Stills, die nach schottischem Vorbild gefertigt wurden. Informationstafeln und zusätzliches Anschauungsmaterial machen die Herstellungsschritte anschaulich. Zum Beispiel liegt die Gerste als Korn, gemälzt, gedarrt und geschrotet in Körben. So bekommt der Besucher auch einen haptischen Eindruck von diesem wichtigsten Whisky-Rohstoff. Die gemälzte Gerste bekommt Slyrs übrigens aus Franken, von einer Bamberger Mälzerei.

Im Slyrs Fasslager reift der Whisky in frischen, getoasteten Eichenfässern
Im Slyrs Fasslager reift der Whisky in frischen, getoasteten Eichenfässern

Besonders eindrucks- und stimmungsvoll gestaltet ist der Gang über einen Holzsteg hin in das Warehouse, in dem ein Teil der 225l-fassenden Slyrs-Whiskyfässer lagern und in das auch der Verkostungsraum integriert ist. In der Luft liegt ein tolles Aroma nach frischer Eiche, leichten Alkohol- und Karamellnoten. Ein toller Raum, der angenehm gestaltet ist und Ruhe ausstrahlt und damit das richtige Feeling für die Reifung eines Whiskys liefert.

Über eine Rampe gelangen wir schließlich in den oberen Teil des Warehouses, in den Verkostungsraum. Zunächst nutze ich die Gelegenheit, die Produktion des Slyrs-Whiskys in seiner Entstehung zu erriechen. Dazu sind auf einem Tisch schwarze Gläser mit dem Destillat in den unterschiedlichen Phasen seiner Entstehung befüllt. Bereits hier wird deutlich, dass sich der Slyrs durch ein mildes Röstaroma und deutliche Schoko-Karamellnoten auszeichnet.

Verkostung am Ende der Besichtigung: Slyrs Whisky und Whisky-Likör
Verkostung am Ende der Besichtigung: Slyrs Whisky und Whisky-Likör

Den Schoko-Charakter zeigt der dreijährige Slyrs dann auch, als wir ihn in einer der Sitzgruppen verkosten dürfen. Die Verkostung (2cl Slyrs-Whisky, Wasser, Brot und 2cl Slyrs-Whiskylikör) sind übrigens in den sechs Euro Eintrittspreis enthalten. Während der Whisky in meiner Nase und im Mund angenehm weich, süß und neben den Karamell- und Röstaromen auch eine Spur Eiche bietet, ist mir der Likör eindeutig zu süß. Die Vanille und der Honig, die dem Whisky zugesetzt wurden, sind für mich dann doch zu viel. Klar muss man auch beim Whisky berücksichtigen, dass es ein junger Whisky ist, der noch dazu in neuen Weißeichenfässern reifte. Es gehört sicher nicht zu den spannendsten und komplexesten Whiskyerlebnissen, den dreijährigen Slyrs zu probieren. Trotzdem ist es ein gut gemachter und relativ milder Whisky, der interessante Aromen bietet. Natürlich wirkt sich auch das sehr professionell und stimmungsvoll inszenierte Ambiente positiv auf den Genuss aus. Und so beschließe ich, noch einen weiteren Tropfen zu probieren: Den nachgereiften Slyrs aus dem Pedro Ximenez-Whisky. Der gefällt mir dann doch einen Tick besser als die dreijährige Standardabfüllung. Denn hier kommen eben auch noch diese fruchtigen Sherrytöne durch, die für mich einfach in einen Whisky gehören und ihn für mich interessanter machen. Auch hier gibt es ohne Frage komplexere, facettenreichere und tiefere Whiskys – trotzdem hinterlässt der Slyrs PX mit seinen 46%Vol. und seiner natürlichen, golden schimmernden Farbe an diesem Tag bei mir einen positiven Eindruck. Und so entschließe ich mich auch zum Kauf einer kleinen Flasche. Das ist das Schöne an den Slyrs-Whiskys: Man bekommt sie nicht nur in 0,7l-Flaschen, sondern auch mit 0,35l. Der Preis ist trotzdem stolz: Für die 0,35l-Flasche Slyrs PX Edition No. 3 zahle ich im Verkaufsraum der Destillerie 39,90 Euro, die 0,7l-Flasche dieses Whiskys liegt sogar bei 66,90 Euro. An diesem Tag sehe ich darüber hinweg, denn es war ein schöner und interessanter Besuch der Destillerie und es hat eben auch etwas für sich, ein solches Urlaubserlebnis mit nach Hause zu nehmen. Zumindest ein paar Tropfen davon.

Patrick

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