Whisky-Vorstellung: Mortlach 1997, Ian MacLeod (Chieftain`s), 46%vol.

Mortlach 1997 (Chieftain`s), Pedro Ximénez-Sherry Finish
Mortlach 1997 (Chieftain`s), Pedro Ximénez-Sherry Finish

Die Tage werden kürzer und in den Läden türmen sich Dominosteine, Lebkuchen und Gewürz-Spekulatius. Es wird allmählich vorweihnachtlich. Der Mortlach 1997, der mit einem Alter von 17 Jahren vom unabhängigen Abfüller Ian MacLeod für die Chieftain`s Range abgefüllt wurde, passt wunderbar in diese Jahreszeit. Verantwortlich dafür ist das Finish in einem Pedro Ximénez-Sherryfass (Cask No. 91791), das diesem Single Malt seine dunkelgoldene Farbe verleiht und ihn schon beim Einschenken ins Glas eine fruchtige Süße verströmen lässt. Waldfrüchte, dunkle Beeren und Malz verbinden sich mit klebrigem Honig und Sirup. Gibt man dem Mortlach 1997 etwas Zeit im Glas, entwickeln sich hinter der ersten Dominanz süßer Aromen Anklänge von getrockneten Kräutern, Lavendel und Anis.

Der Whisky wurde im September 1997 gebrannt und im Juli 2015 ungefärbt, nicht kühlgefiltert und mit 46%vol. auf insgesamt 816 Flaschen gezogen. Ian MacLeod, einer der größten unabhängigen Abfüller (dem auch dei Brennerei Glengoyne gehört), füllt unter der Chieftain`s Range hochwertige und oft auch seltenere Single Malts ab. Bedenkt man die aktuellen Originalabfüllungen der Destillerie Mortlach (der “Rare Old” ohne Altersangabe und ein 18-jähriger für einen utopisch hohen Preis), ist der Chieftain`s Mortlach eine tolle Abfüllung.

Am Gaumen zeigen sich (wie schon in der Nase) sofort die charakteristischen Geschmacksnoten eines PX-tönigen Single Malts: süße Marmelade, Sirup und kandierte Früchte mit einer Prise Pfeffer. Erst allmählich machen sich dahinter Anklänge des Eichenfasses bemerkbar – nicht bitter oder würzig, sondern eher hölzern. Beim zweiten Schluck gesellen sich auch hier herbe Kräuternoten und ein Geschmack wie in Anisbonbons dazu, der die Vorfreude auf den Christkindlesmarkt weckt. Milchschokolade, die mit jedem Schluck ein wenig dunkler wird, bis der Geschmack von feinen Pralinen auf den Wangen bleibt, rundet den Single Malt ab.

Im Abgang ist der Mortlach 1997 für meinen Geschmack ein wenig zu flach. Er hält nicht lange vor, sondern zeigt sich eher mild, wärmend und mittellang, mit leicht hölzernem Nachgeschmack. Alles in allem ein schöner, sherrytöniger Single Malt, dessen Gesamteindruck für mein Empfinden allerdings unter dem relativ schwachen Finish leidet. Da würde ich mir etwas mehr wünschen.

Patrick

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