
Otto Steudel ist ein Urgestein der fränkischen Whiskyszene. Mit Rauschebart, Hosenträgern und Brille steht der großgewachsene Nürnberger in seinem Laden in der Südstadt. Man spürt, dass Whisky für Otto Steudel nicht irgendein austauschbares Produkt ist. Er ist Whiskyhändler mit Leib und Seele und ein echter Kenner des Whiskymarkts. Auch wenn er mit seiner eigenen, etwas kauzigen Art Bezeichnungen wie „Whiskyexperte“ ablehnt. Otto Steudel sieht sich eher als ein Genießer unter anderen Genießern – und denen bietet er bei einem Besuch in seinem Laden nicht nur ein großes Whiskysortiment, sondern auch jede Menge Anekdoten rund um das „Wasser des Lebens“.
Mit Reiselust zum Wasser des Lebens
Seine Begeisterung für Whisky hat viel mit Otto Steudels Reiselust zu tun. Ob mit seiner Jugendfreundin oder der evangelischen Jugend, bei den Touren nach Schottland und Irland hatten Land und Leute es dem Nürnberger schnell angetan. Es gab nur ein Problem: „Der Whisky, den ich dort in der Kneipe probierte, hat mir gar nicht geschmeckt“, erinnert sich Otto Steudel. „Dann haben wir eine Abfüllanlage in Perth besichtigt, in der der Dewar`s Blend gemischt und abgefüllt wurde, und ich bekam den Tipp: Du musst einen Malt probieren. Bestell dir einen Glenmorangie. Und der hat mir dann geschmeckt!“ Mit diesem Glenmorangie begann für Otto Steudel die große Whisky-Leidenschaft, die bereits 1989 dazu führte, dass er begann, mit Whisky Geld zu verdienen. Damals eröffnete er einen kleinen Laden, in dem die Kunden neben Büchern und Landkarten eben auch Whisky kaufen konnten. Angefangen hat er mit der Mindestbestellmenge des Großhändlers: 24 Flaschen. „Das war null Risiko: Wenn man`s verkauft, ist es recht, wenn nicht, trinkst du´s selber“, lacht Otto Steudel.
Von der Standardabfüllung bis zur Kuriosität

Seit dieser Anfangszeit ist viel passiert. Heute finden Whiskyliebhaber in Otto Steudels Eckladen in der Bulmannstraße alles, was der Whiskymarkt zu bieten hat. Von außen sieht der Laden eher unscheinbar aus, wie er sich zwischen Döner- und Wasserpfeifenverkäufern einreiht. Doch hinter der Ladentüre wartet eine richtige Schatzkiste auf den Whiskygenießer, in der so manche Besonderheit schlummert. Dunkle Holzregale ziehen sich durch den Laden. In Reih und Glied stehen Single Malt, Blended Whisky, Irish Whiskey, Bourbon, Whiskyliqueur, schottischer Wodka und Gin nebeneinander. Standardwhiskies sind darunter, aber auch zahlreiche unabhängige Abfüllungen, z.B. von Signatory. Steudel hat aber auch einen Sinn für so manche Kuriosität, so gibt es bei ihm auch Whisky am Meter zu kaufen: ein 100-Zentimeter-langes Glasröhrchen voll strohgoldenem Whisky steht im Regal. Und auch so manche Abfüllung, die anderswo längst vergriffen ist, findet sich im Angebot von Celtic Whisk(e)y. Manchmal auch ein richtiges Schätzchen, wie der 16-jährige Mortlach Flora & Fauna, der mittlerweile vom Markt verschwunden ist und von dem Otto Steudel im vergangenen Herbst noch eine Flasche für mich in seinem Lager aufgespürt hat. Überhaupt lädt Celtic Whisk(e)y mit seiner riesigen Auswahl, zum Stöbern ein. „Ich habe ja auch zwanzig Jahre Zeit zum Sammeln gehabt“, sagt Steudel mit Blick auf sein Whiskysortiment. Jagen und Sammeln gehört für den Whiskyhändler einfach zum Geschäft. „Mein Lieblingswhisky ist immer der, für den ich mich am meisten anstrengen muss, um eine Flasche zu bekommen.“ Von dieser Leidenschaft profitieren auch die Kunden, die nach einem Einkauf bei Celtic Whisk(e)y mit der ein oder anderen Entdeckung nach Hause gehen können.
Zwischen NAS-Whiskies und Whiskyperlen

Neben dem Handel mit Whisky und der Ausstellung bei Messen gehören auch regelmäßige Tastings zum Angebot von Otto Steudel. Im Gostenhofer Dorfschulze ist er jeden Monat mit einem News-Tasting zu Gast, bei dem Neuerscheinungen des Whiskymarkts verkostet werden. Nicht nur dadurch hat er die aktuellen Trends unmittelbar im Blick und hält mit seiner kritischen Meinung nicht hinterm Berg. Manchmal würde er sich einfach etwas mehr Mut auf Seiten der Whiskyindustrie wünschen: „Die haben keinen Mumm in den Knochen. Dann sollen sie halt sagen, dass der Whisky nur sieben oder acht Jahre alt ist. Es gibt genug Beispiele, wo es funktioniert – zum Beispiel der Jim McEwan mit seinem Bruichladdich Laddie Classic. Aber klar, wenn man kein Alter drauf schreibt, hat man mehr Spielraum bei der Mischung der Whiskies und kann sich am Geschmack orientieren. Aber woran sollen wir uns orientieren? An den Geschmacksbeschreibungen hintendrauf? Was die Marketingabteilung auf die Flasche schreibt. Die habe ich noch nie gelesen.“ Trotzdem ist bei den Neuheiten-Tastings selbst im Zeitalter der zunehmenden No-Age-Statement-Whiskies immer wieder eine Perle dabei. In diesem Jahr ragte für den Whiskykenner Steudel beispielsweise der North British 2004/2015 des unabhängigen Abfüllers Malts of Scotland heraus. Ein Single Grain Whisky aus den schottischen Lowlands, der im Sherry-Hogshead reifte und schnell vergriffen war. „Das war ein wunderschöner Sherry-Whisky. Vom Grain war gar nichts zu spüren. Jetzt kommt der Nachfolger, statt 39,90 für 49,90, das ist natürlich ein anderes Fass. Aber wenn der genauso Sherryeinfluss hat, dann ist der sicherlich nicht schlecht – und das für den Preis.“
Ein eigener Franken-Whisky
Doch nicht nur Whisky aus Schottland, Irland und Amerika gehört zum Celtic-Sortiment. In einem der Regale stehen auch Flaschen aus Franken, eine Abfüllung sogar mit Otto Steudels Gesicht auf dem Etikett: Otto`s Uisge Beatha. Sie stammt von Deutschlands ältester Single Malt-Brennerei, der Blauen Maus im oberfränkischen Eggolsheim. Gründer Robert Fleischmann brannte diesen Whisky aus getorftem Malz. Das hatte er laut Steudel von dem im Nachbarort Hallerndorf ansässigen Bierbrauer Georg Rittmayer bekommen, der es für sein Rauchbier „Smokey George“ selbst aus Schottland importiert hatte. „Der Fleischmann hat den gerade gebrannt und ich kam zufällig rein, der war noch gar nicht gelagert, und ich steck meine Nase rein – ein richtig schöner Islay-Stoff. Und in meiner Frechheit habe ich gleich gesagt: Alles für mich!“ Und so kam sein Gesicht auf die Flasche. Diesen rauchigen Franken-Single Malt mit Islay-Touch gibt es nur bei Celtic Whisk(e)y zu kaufen.
Mein Fazit
Natürlich kann man bei Steudel auch im Onlineshop kaufen. Aber hier empfehle ich wirklich den persönlichen Besuch bei Celtic Whisk(e)y. Für seinen Einkauf dort sollte der Whiskyfreund am besten Zeit mitbringen. Zum einen, um die Atmosphäre der unzähligen Whiskies auf sich wirken zu lassen und zu stöbern, zum anderen auch für eine ehrliche Beratung und die ein oder andere unterhaltsame Geschichte – nicht nur aus der Welt des uisge beatha.
Patrick
Seit über 30 Jahren wohnen wir in Nürnberg/Umgebung, zunächst in der Nürnberger Südstadt, und da blieb es nicht aus, über den Celtic Laden zu stolpern – Whiskyfan bin ich seit einer Studenten-Fahrradtour durch Schottland… Viele Flaschen Whisky seither gekauft, Private-Whisk(e)y-Tastings mit Freunden veranstaltet – ein großartiger Laden, da gibt es einfach alles – fast!, auf einer Indonesien-Reise habe ich einen Whisky aus Sumatra (Medan) entdeckt, den auch Celtic nicht hatte (zu Recht: es war ein grauenhaftes Zeug, nur die Farbe stimmte halbwegs). Die Fleischmann-Whiskies aus Eggolsheim schmeckten mir in den ersten Abfüllungen zu sehr nach grünem (neuem) Faß, das hat sich sehr gebessert: wenn vorhanden, werde ich Uisge Beatha testen.
CR aus Fürth (an der Nürnberger Stadtgrenze – alte Zollstation des “Adler” – inzwischen nicht nur Zollkontrollen für Bratwürste und Lebkuchen, sondern auch für Whisky vom Celtic)