
Der Glendronach 15 Revival gehört allmählich zu den Whisky-Raritäten. Denn im Sommer gab die Brennerei aus der schottischen Speyside bekannt, dass der 15-jährige Single Malt für voraussichtlich drei Jahre vom Markt verschwindet. Kein Wunder, dass die Preise steigen. Ich konnte im Sommer bei Otto Steudel (Celtic Whisk(e)y Nürnberg) noch zu einem Flaschenpreis von knapp 60 Euro einkaufen.
Dass in den Warehouses der Brennerei aktuell anscheinend nicht ausreichend alter Whisky vorhanden ist, um die Nachfrage zu bedienen, ist durchaus nachvollziehbar. Schließlich wurde die Brennerei 1996 geschlossen und nahm erst 2002 die Produktion wieder auf. Zu leuchten begann der Glendronach-Stern schließlich ab 2008 mit der Übernahme durch Billy Walker, Geoff Bell und Wayne Kieswetter, die auch für die beeindruckenden Entwicklungen bei BenRiach verantwortlich sind. Glendronach wurde damit unabhängig von weltweit agierenden Spirituosengiganten. Für Single Malt-Genießer hat sich das auch auf die Qualität der Glendronach-Originalabfüllungen positiv ausgewirkt. So werden sämtliche Abfüllungen nicht kühlfiltriert, nicht gefärbt und mit mindestens 43%vol. abgefüllt. Im Fall des 15-jährigen Revival sind es sogar 46%vol.
Ausgebaut wurde der Glendronach 15 Revival ausschließlich in Oloroso-Sherryfässern, wodurch er seine kräftige, kupferitönige Farbe und die betörend satten Frucharomen erhielt, die schon beim Einschenken aufsteigen. Bei dieser Farbe dürfte auch das ein oder andere Firstfill-Sherryfass eingemischt worden sein. Durch seine 46%vol. zieht der Single Malt in zähflüssigen Schlieren am Glas herunter.
Beim ersten Riechen setzen sich sofort die typischen Oloroso-Sherryaromen in der Nase fest. Trockenfrüchte, satt, reif und dunkel. Rosinen, Pflaume, dunkle Beeren und ein wenig Rumtopf. Das alles wird sehr angenehm von der Eichenwürze der Fässer getragen, die zeitweise auch Assoziationen von Leder aufkommen lässt. Durch seine tollen Anis- und Nelkenaromen passt der Glendronach 15 Revival wunderbar in die kältere Jahreszeit und lässt eine gewisse Vorweihnachtsstimmung aufkommen. Mit zunehmender Zeit im Glas mischen sich auch herbe Aromen in den Single Malt, die mich an Pfeifentabak erinnern.
Im Mund zeigt sich der Glendronach 15 geschmeidig, fast wie ein Sahne-Karamellbonbon. Geschmacklich tritt zunächst wieder der trocken-fruchtige Sherry in den Vordergrund. Auch hier erinnern mich diese Noten wieder an dunkle Beeren, was wunderbar zu Glendronach passt. Denn der Name der Brennerei bedeutet übersetzt soviel wie “Tal der schwarzen Beeren”. Auf die dunklen Früchte folgen eine leichte Schärfe wie von kandiertem Ingwer, dunkle Schokolade und Eichenwürze.
Der lange Abgang ist wärmend und etwas trockener werdend. Die Würze des Eichenfasses bleibt wie frischgerösteter Kaffee auf den Wangen zurück. Einfach toll. Der Glendronach 15 Revival ist eine Sherrybombe, und trifft damit ganz meinen Geschmack. Er ist dunkel, etwas erdig, satt und fruchtig. Es bleibt zu hoffen, dass in den nächsten Jahren die Lagerbestände bei Glendronach wieder wachsen und ein ähnlich intensiv sherrytöniger Sigle Malt heranreift wie der Revival.
Patrick