Whisky-Vorstellung: North British 2000, Malts of Scotland, 57,8%vol.

North British 2000 (Malts of Scotland), Single Grain
North British 2000 (Malts of Scotland), Single Grain

Die Brennerei North British aus den schottischen Lowlands produziert ausschließlich Grain-Whisky für diverse Blends wie Famous Grouse oder Chivas Regal. Originalabfüllungen gibt es nicht. Allerdings brachte in diesem Jahr der unabhängige Abfüller Malts of Scotland aus Paderborn gleich zwei sehr interessante North British-Einzelfassabfüllungen auf den Markt. Beide Whiskies reiften in einem Sherryfass, was für einen Single Grain eher ungewöhnlich ist. Aber gerade dadurch wurde er für mich interessant. Erst recht, nachdem ich von Otto Steudel (Celtic Whisk(e)y Nürnberg) diesen Whisky empfohlen bekam. Über eine Flaschenteilung von Steffen Michel (Whiskyfreunde Noris) konnte ich ein 0,1l-Sample des North British 2000-2015 bekommen und verkosten. Die 0,7l-Flasche liegt preislich bei etwa 50 Euro.

Im Gegensatz zu Malt Whiskies wird Grain Whisky hauptsächlich aus ungemälztem Getreide in Kolonnenapparaten destilliert, wodurch der Alkohol höher konzentriert abgetrennt werden kann. Dadurch entsteht ein sehr reines, geschmacksärmeres Destillat, das preisgünstig produziert werden kann und genau aus diesen Gründen für das Verschneiden von Whiskies prädestiniert ist. Neben der Verwendung in der Blended Whisky-Industrie finden immer mehr Single Grain-Abfüllungen ihren Weg auf den Whiskymarkt.

Der North British 2000 reifte 15 Jahre in einem Sherry Butt und wurde natürlich nicht gefärbt, nicht kühlfiltriert und nicht auf Trinkstärke verdünnt. Als Einzelfassabfüllung (Fassnummer: MoS 15066) ist dieser Single Grain auf 462 Flaschen limitiert, in Fassstärke mit 57,8%vol. Durch den Ausbau in einem Sherry Butt erhielt der North British 2000 eine Farbe, die mich an leicht beschlagenes Gold erinnert.

Beim Eingießen ins Glas steigt ein das Sherryaroma auf, das in der Nase hinter der starken Alkoholnote allerdings in den Hintergrund tritt. Unverdünnt steht zunächst ein Geruch nach Lösungsmittel in der Luft. Normalerweise genieße ich auch Whiskies in Fassstärke lieber pur, beim North British 2000 bevorzuge ich allerdings doch ein paar Tropfen Wasser. Mit einer leichten Verdünnung klingen nicht nur die lösungsmittelartigen Alkoholnoten ab, sondern auch das Sherryaroma. Dafür setzt sich nun ein Geruch nach Stroh und Getreide durch, der von einer leicht säuerlichen Fruchtnote getragen wird, die mich ein wenig an Wein erinnert. Nach einer Weile ändert sich das Aroma noch einmal und es ist, als hätte man eine Dose mit frischgemahlenem Kaffeepulver geöffnet.

Der Kaffee bleibt für mich auch beim Geschmack im Vordergrund, gepaart mit Kakao- und Schokoladennoten, einer leicht pfeffrigen Schärfe und süßen Rosinen. Für einen Augenblick ist es, als würde man auf ein Getreidekorn beißen. Der Sherry ist eher unterschwellig wahrnehmbar, trägt aber zur Komplexität des Single Grain bei. Er legt sich gewissermaßen als Geschmacksteppich unter die Aromen von Röstgetreide, Kaffee und Nüssen, die den North British für mich auszeichnen und die auch im mittellangen Abgang vorherrschend sind.

Ich muss zugeben, dass ich nach dem ersten Glas ein wenig skeptisch war, was diesen Single Grain angeht. Allerdings hat es sich auf jeden Fall gelohnt, dem North British von Malts of Scotland eine zweite Chance zu geben. Er ist anders als ein Malt Whisky. Aber trotzdem ist er interessant und gewinnt gerade durch die Zugabe von Wasser an Komplexität. Denn dann zeigen sich im North British 2000 neben der dezenten Fruchtigkeit auch tolle Röstkaffeenoten.

Patrick

6 Antworten auf „Whisky-Vorstellung: North British 2000, Malts of Scotland, 57,8%vol.“

  1. Danke für den Artikel. Die MoS Tube mit North British habe ich schon einmal gesehen und mich gefragt was das für eine Destillerie sein soll.

    Wegen der Fassstärke, würdest du wirklich 57% pur trinken. Ist da anschließend nicht alles betäubt im Mund? Meine persönliche % Grenze lag bei 54,2 % bei einem Ardbeg Uigedail. Wo läge deine Grenze?

    1. Es freut mich, dass Dir der Arikel gefällt. MoS hat 2015 zwei North British-Abfüllungen auf den Markt gebracht, beide aus Sherryfässern.
      Zu Deiner Frage mit der Fassstärke: Ich habe da keine wirkliche Obergrenze und auch nicht den Eindruck, dass der Alkohol die Geschmacksnerven betäubt. In der Regel verrieche ich einen Whisky immer unverdünnt und zumindest der erste kleine Schluck kommt dann auch pur. Manchen Whiskies merkt man dabei an, dass sie noch längere Zeit im Glas und den Austausch mit Sauerstoff brauchen. Deshalb verwende ich mittlerweile fast nur noch den Snifter Premium. In diesem Glas kann der Whisky gut “atmen” und mit der Zeit sind dann auch nicht mehr die extremen Alkoholnoten da (falls sie am Anfang zu spüren waren). Mit Wasser bin ich eher zurückhaltend – lieber Zeit im Glas. Manchmal tut man einem Whisky auch nichts Gutes, wenn man Wasser zugibt (manche verwässern, trotz eines hohen Alkoholgehalts und manche geben Aromen frei, die besser im verdeckt geblieben wären). Aber das ist nur meine subjektive Meinung dazu.

      1. Stichwort Sniter, lohnt sich die Anschaffung eines solches Glases? Als ich anfing mit Whisky war mir schnell klar ich brauche ein Nosingglas. Dann sah ich Bugatti Gläser im Angebot und habe mich mit 6 Sück eingedeckt. Gute Wahl? Ist der Premium Snifter um Klassen besser. Oder wird der Unterschied nicht so groß sein?

        Das mit der Fassstärke pur probieren ich demnächst aus.

        1. Ich werde demnächst hier auch mal einen Artikel über Whisky-Gläser schreiben. Das Bugatti-Glas ist zwar optisch schön, zierlich und elegant, aber halt auch klein. Viele Whiskies (besonders kräftigere) haben da nicht die Möglichkeit, sich wirklich zu entfalten. Die kommen für mein Empfinden im Snifter dann schon besser.

  2. Probiere gerade Glenfarclas 105 pur, Nase Top, im Geschmack ist mir der Alkohol mit 60% doch ein bisserl zu heftig. Verdünnt kommen im Aroma auch mehr würzige Kompenenten ja fast schon frische Küchenkräuter hervor. Petersilie, Salbei, sehr frisch. Der Sherrycharakter hat dagegen etwas verloren. Im Geschmack gefällt er mir nicht mehr so gut. Ich hatte seit dem schon andere im Glas die mir besser gefallen haben. Z. B. Ein Sample von Glen Garioch 15 yo sherry cask (Fassstärke ca 53%) oder die Gf 12, 21 und 25 yo. Also was Sherry matured angeht. Das wäre auch ein Thema Fassarten und deren typische Vertreter.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert