Whisky-Vorstellung: Overaged, Michel Couvreur, 53%vol.

Overaged (Michel Couvreur), Vatted Malt Whisky
Overaged (Michel Couvreur), Vatted Malt Whisky

Vor über 50 Jahren ließ der gebürtige Belgier Michel Couvreur in seiner Wahlheimat im französischen Burgund tiefe Felsenkeller in den Berg sprengen und ausmauern. Fahles Licht und das feuchte Mikroklima darin sind ein idealer und unglaublich stimmungsvoller Ort, um qualitativ hochwertigen und intensiven Whisky reifen zu lassen. Das Destillat für die Couvreur-Whiskies stammt vorwiegend aus Schottland und reift in frischen Sherryfässern aus Spanien zum Wasser des Lebens. Als Weinhändler hatte der 2013 im Alter von 85 Jahren verstorbene Michel Couvreur beste Beziehungen nach Andalusien, um von dort beste Sherryfässer aus europäischer Eiche zu importieren. Über mehrere Jahre lagert der New Make darin und entwickelte sich zu einem intensiven, sherrytönigen Old School-Whisky. Neben schottischen Destillaten reift in den Felsenkellern auch französischer Whisky und Rum.

Für den Overaged wurden Malt-Whiskies unterschiedlicher schottischer Brennereien vermischt, die zwischen 12 und 27 Jahren im Fass lagerten und dann gemischt wurden. Der Michel Couvreur Overaged wurde also als Vatted oder Blended Malt abgefüllt und darf sich aufgrund seiner Reifung und Abfüllung in Frankreich auch nicht mehr Scotch Malt Whisky nennen, obwohl der Rohbrand aus Schottland stammt. Bei der Abfüllung wurde sowohl auf eine Kühlfiltration, als auch auf eine künstliche Färbung verzichtet. Der Overaged kam als unverändertes Naturprodukt und mit 53%vol. in die Falsche und kostet etwa 65 Euro.

Das Öffnen der Flasche ist bei einem Couvreur-Whisky übrigens ein besonderes Erlebnis. Dabei merkt man, dass Michel Couvreur ursprünglich als Weinhändler tätig war. Denn auch die Whiskyflaschen aus seinem Haus sind mit Weinkorken verschlossen und müssen mit einem Korkenzieher entfernt werden. Vorher gilt es aber die Siegelwachskappe in einem Gefäß heißen Wasser aufzuweichen und mit einem Messer den Korken freizukratzen.

Im Glas funkelt der Malt Whisky in dunklen Kupfertönen. Das Aroma ist zunächst von einer feinen Rauchnote und dunklem, trockenem Sherry geprägt. Der Rauch ist dabei aromatisch und erinnert mich ein wenig an ein abgebranntes Kaminfeuer, aber sehr dezent. Der Sherry dahinter ist deutlich spürbar – nicht plump und alles überdeckend, sondern mit einer sehr reifen Note, gepaart mit würzigem Eichenholz.Für einen Augenblick meine ich darin eine leichte Weinnote wahrzunehmen. Auffällig ist, dass der Alkohol trotz seiner 53%vol. wunderbar eingebunden ist und nicht heraussticht. Dafür kommen nun Anklänge von Trockenpflaumen, Rosinen, einer Spur Anis und süßem Karamell-Röstgetreide durch. Bereits jetzt wird mir klar, dass der Overaged Zeit im Glas braucht. Und tatsächlich setzt der Sauerstoff noch eine Menge weiterer Aromen frei. Es sind jetzt allerdings herbere Anklänge von getrockneten Kräutern und dann ist es mit einem Mal, als würde man an einer Dose Pfeifentabak riechen. Süßlich herb und würzig. Immer deutlicher wird dieser Eindruck: Tabak, Tabak, Tabak.

Mit einem leichten Prickeln fließt der Malt Whisky über die Zunge und verbreitet ein angenehmes Mundgefühl mit deutlichen Sherrytönen, Rosinen, dunklen Beeren und Ingwer. Auch hier ist der Alkohol sehr gut eingebunden. Im Hintergrund ist wieder der zarte Rauch zu spüren, bevor sich dunkle, zartbittere Schokoladennoten durchsetzen, die mit der Zeit zunehmend an Kaffee erinnern. Auch im Mund kommt schließlich der würzig süße Tabak an, verbunden mit angenehmen Eichenholznoten.

Der Abgang des Couvreur Overaged ist lang, trocken, mit würziger Eiche und etwas Anis. Ein sehr gut komponierter Malt Whisky: sherrytönig, mit einer tollen Komplexität und einem sehr guten Preisleistungsverhältnis. Wer im Sherryfass gereifte Old School-Whiskies mag, sollte den Couvreur Overaged unbedingt probieren, auch wenn dieser nicht in Schottland, sondern in Frankreich zum Whisky reifte.

Patrick

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