
Der Glenfarclas 1981 Port Pipe Edition ist eine Seltenheit – und das nicht nur aufgrund seines stolzen Alters von 33 Jahren. Vielmehr deshalb, weil für diesen Single Malt ausschließlich Whiskies abgefüllt wurden, die in ehemaligen Portweinfässern reifen durften (Cask No. 134 + 135). Sonst ist die familiengeführte Brennerei Glenfarclas aus der schottischen Speyside eher für ihre sherrytönigen Whiskies bekannt.
Um die 220 Euro kostet eine 0,7l Flasche des dunklen, kupferfarbenen Malts, der 2014 in den Fachhandel kam. Der Verzicht auf Kühlfiltrierung und die natürlich Farbe sind für einen Whisky aus der Glenfarclas-Brennerei typisch. Allerdings wurde der Single Malt in seinem Alkoholgehalt auf eine Trinkstärke von 46%vol. verdünnt. Weil nur zwei Fässer abgefüllt wurden, gibt es lediglich 620 Flaschen dieses Whiskies.
Für mich ist der Glenfarclas 1981 Port Pipe Edition ein ganz besonderer Whisky. Schließlich wurde er in meinem Geburtsjahr destilliert. Einen solchen Single Malt im Glas zu haben, ist einfach ein außergewöhnliches Gefühl. Deshalb sollte man sich für den Genuss auch ausgiebig Zeit nehmen und mit dem Whisky auf eine Gedanken-Zeitreise durch das eigene Leben gehen.
Langsam fließende Schlieren perlen am Glas herunter wie Erinnerungen aus früheren Zeiten, die sich allmählich ihren Weg ins Gedächtnis bahnen. Dabei steigt bereits ein fruchtig-würziges Aroma auf. Reif und gesetzt ist der Geruch in der Nase. So gar nicht aufdringlich oder stürmisch, aber die Jugend hat der 1981 gebrannte Single Malt ja auch schon lange hinter sich. Dafür lässt sich in der Nase bereits die Tiefgründigkeit und Komplexität erahnen, die er in seinen 33 Jahren im Fass entwickeln konnte. Es ist keine frische Portweinnote, wie man sie von jüngeren, nachgereiften Whiskies kennt. Dafür kommen erste Assoziationen von dunklen Waldfrüchten und überreifen Pfirsichen auf. Diese Note verstärkt sich immer mehr, bevor der Whisky mit zunehmender Zeit im Glas sein Aroma hin zu herben Kräutern entwickelt. Für mich ist Lavendel wahrnehmbar und ein Strauß Küchenkräuter, der über dem Kachelofen zum Trocknen aufgehängt wird. Dahinter sind auch jetzt wieder die fruchtig süßen Pfirsiche zu riechen. Der Alkohol trägt dieses fruchtig-herbe Aroma, das mich stellenweise auch an Kräuterbonbons vom Christkindlesmarkt erinnert, sehr angenehm.
Mit einem leichten Prickeln fließt der Single Malt über die Zunge. Trotzdem ist er keineswegs alkoholisch oder pfeffrig scharf. Eher mild, rund und ausgewogen. Im Geschmack kommt wieder der süße Pfirsich durch, man meint förmlich hineinzubeißen. Dann setzen sich saftige Orangen durch, bevor wieder die würzigen Kräuter in den Vordergrund treten. Schließlich schmecke ich Schokolade, erst milchig-süß, dann dunkel wie von zartbitteren Pralinen oder von Kakaopulver. Das Holz des Eichenfasses ist deutlich wahrnehmbar. Aber nicht bitter, sondern angenehm nussig. Der Geschmack des Glenfarclas 1981 ist enorm abwechslungsreich und so komplex, wie es die Nase erahnen lässt. Immer wieder schieben sich andere Geschmackseindrücke in den Vordergrund.
Der Abgang des Whiskies ist unglaublich lang. Eine leichte Trockenheit legt sich auf die Wangen. Aber nicht so deutlich, wie ich es von manchen sherrytönigen Whiskies kenne. Herbe Kräuter und nussig-schokoladige Anklänge dominieren dabei. Trotz der 33 Jahre im Fass ist keine unangenehme Bitterkeit wahrnehmbar, obwohl das Eichenholz seine Einflüsse auf den Geschmack nicht verbirgt.
Für meinen Geschmack ist der Glenfarclas 1981 Port Pipe Edition ein sehr gelungener Single Malt, der mit seiner wunderbaren Komplexität in besonderen Momenten und mit der nötigen Aufmerksamkeit genossen werden will.
Patrick