
Ein Kurzurlaub in Zorge (Harz) machte es möglich, bei der Whisky-Destillerie Hammerschmiede vorbeizuschauen. Die Kartenbestellung für eine Besichtigungstour durch die Anlagen des Spirituosen- und Whisky-Herstellers konnte man bequem vorab vom Sofa aus erledigen.
Somit war alles bereitet für einen interessanten Samstagnachmittag in einer der ältesten Whisky-Destillerien Deutschlands.
Schon bei der Anreise am Freitagabend kam echtes Schottland-Feeling auf. Die einstündige Autofahrt von Göttingen in das ehemalige Zonenrandgebiet erfolgte bei grauem, tristem Regenwetter und der aus den Wäldern aufsteigende Nebel vermittelte die Mystik des schottischen Hochlands. Dies mag erklären, warum ausgerechnet in dieser abgeschiedenen Gegend jemand auf die Idee kam, eigenen Whisky zu produzieren.
Am Samstagmorgen war der Regen jedoch verzogen und um 12:45 Uhr marschierten wir bei Sonnenschein zur aktuellen Heimat der Hammerschmiede.
Bevor um 13:30 Uhr die Besichtigung startete, konnten wir uns durch eine Auswahl der heimischen Glen Els Whiskys probieren. Von leichten Whiskys wie dem “Journey” bis hin zum sherrylastigen “Noir” ist für jeden Geschmack etwas dabei. Besonders angetan hat es mir der “Diamond”, eine Sonderabfüllung von 700 Flaschen in Fassstärke, die nur in der Hammerschmiede verkauft wird. Daher ist es selbstverständlich, dass eine Flasche von jenem edlen Tropfen den Weg mit zurück ins Frankenland antreten durfte.
Die Verkostung der Whiskys ist teilweise im Eintrittspreis enthalten. Jeder bekommt pro Eintrittskarte 5 Probenpunkte, die er beliebig auf unterschiedliche Spirituosen verteilen kann. In Whiskys entsprechen die fünf Punkte 2,5 Whiskys. Es bietet sich also an zusammenzulegen, wenn man zu mehreren ist. Dann kann man sich unentgeltlich durch die Auswahl probieren.

Pünktlich um halb zwei starteten wir mit unserem Gastgeber und einer Gruppe von ca. 15 Personen die Besichtigungstour.
Derzeit wird in der Hammerschmiede nicht produziert, da die Anlagetechnik modernisiert wird. Die Gerätschaften sind allerdings schon geliefert, so dass uns in der Führung alles Elementare vom Erzeugen der Maische bis zum New Make gezeigt werden konnte.
Die Gerste aller Glen Els Whiskys kommt dabei aus dem Harzer Umland. Für das Räuchern wird Harzer Buchen- bzw. Erlenholz verwendet – davon gibt es wahrlich genug in dieser Region. Sehr weiches heimisches Quellwasser dient als weitere unabdingbare Zutat aller Whiskys aus dem Hause Hammerschmiede.
Sehr spannend waren vor allem die Ausführungen zum Destillationsvorgang (Glen Els Whiskys werden zweimal destilliert), bei dem uns das Herauslösen der schädlichen, schlechten Alkohole im Detail beschrieben wurde. Am Ende gab es dann die Möglichkeit, einen New Make zu probieren, dessen 85% Alkoholgehalt man ihm absolut nicht anmerkte.
Freude bereiten werden sicherlich die zwei neuen Brennblasen, die bereits im Produktionsraum stehen, jedoch bislang noch nicht zum Einsatz kamen. Sie ermöglichen, in Zukunft Whisky parallel zu andere Spirituosen zu produzieren. Bislang stand für beides nur eine Brennblase zur Verfügung.
Nebenan arbeitete eine fleißige Dame und beklebte Flaschen mit den Etiketten. Vom Abfüllen bis zum Einpacken ist in der Hammerschmiede noch alles echte Handarbeit.

Den Abschluss der 45 minütigen Tour bildete der Besuch des Fasslagers. Dieses darf man getrost eher als funktional bezeichnen. Denn mit dem Anblick mancher schottischer Fasslager bzw. größerer Sherry Bodegas in Jerez kann es nicht mithalten.
Das ist aber auch nicht verwunderlich, denn in der Hammerschmiede werden pro Jahr etwa halb so viele Whiskys produziert wie Glenfiddich es an einem Tag tut. Beeindruckend, welche Qualität dabei herausspringt!
Für alle, die dieses Jahr noch einen kleinen Urlaub planen, rate ich zu einem Kurztrip nach Zorge. Nicht nur die Hammerschmiede bietet dem Whisky-Liebhaber viel Schönes, sondern auch die Landschaft hat einiges für Wanderfreunde zu bieten.
Als Unterkunft empfiehlt sich die “Kleine Kommode” – nur ca. 300 m entfernt von der Hammerschmiede. Eine sehr gemütliche Unterkunft mit toller Ausstattung, Sauna und guter Küche.
Manche Speisen sogar veredelt durch Glen Els Whisky.
Sven