Buch-Vorstellung: Wasser des Lebens – Einführung in die Spiritualität des Whiskys (Wolfgang F. Rothe)

In "Wasser des Lebens" geht Wolfgang F. Rothe aus Spurensuche nach der Spiritualität des Whiskys.
In “Wasser des Lebens” geht Wolfgang F. Rothe aus Spurensuche nach der Spiritualität des Whiskys.

Zugegeben, als ich Wolfgang F. Rothes Buch „Wasser des Lebens“ zum ersten Mal in der Hand hielt war ich skeptisch. Ist das nicht ein wenig weit hergeholt, Whisky mit christlicher Spiritualität zu verknüpfen? Als evangelischer Religionspädagoge bin ich dabei durchaus offen für Spiritualität und sehr an religiösen Themen interessiert. Aber dem Whisky habe ich noch nie eine religiöse Dimension zugeordnet. Überhaupt: Wird eine Spirituose durch eine solche Zuschreibung nicht überhöht?

Inzwischen habe ich das knapp 160 Seiten starke Buch des katholischen Theologen und Kirchenrechtlers gelesen, das Anfang 2016 im EOS Verlag erschienen ist (ISBN: 9-783830-677666; € 19,95). Und ich muss zugeben, meine Zweifel haben sich nicht bestätigt. Im Gegenteil: Die Ausführungen des als „Whisky-Vikar“ bekannten Autors sind schlüssig und stimmig und auch aus religiöser, theologischer und biblischer Perspektive nachvollziehbar. Für Menschen mit einer Leidenschaft für Whisky und einem Interesse an christlicher Alltagsspiritualität können sich beim Lesen tatsächlich neue Zugänge zu beiden Bereichen ergeben: Zum „Wasser des Lebens“ und zur Spiritualität.

Hinter Klostermauern gebrannt

Ausgangspunkt für Rothe ist zunächst das iro-schottische Mönchtum, in dem sich nachgewiesener Weise die Ursprünge der Whiskyproduktion verorten lassen. Das umfassende Hintergrundwissen des Autors, das von vielen Besuchen und Exkursionen an den historischen und kulturgeschichtlichen Quellen des Lebenswassers zeugt, ist anschaulich aufbereitet und interessant zu lesen. Rothe versteht es, die Entstehungsgeschichte des Whiskys lebendig werden zu lassen. Dabei ist der Autor um eine gut lesbare Sprache bemüht, was ihm für meinen Geschmack über weite Teile des Buches auch gut gelingt. Nur ab und an fallen mir einzelne Sätze auf, die mitunter etwas lang, komplex oder verschachtelt formuliert wirken. Den Lesefluss beeinträchtigt das aber nur punktuell und nicht nachhaltig. Und so kann der Leser den Ausführungen des Buches folgen und mit dem Autor am Ende des Einführungskapitel zu dem Schluss kommen: „Ohne das jahrhundertelang getreu überlieferte Wissen, den unermüdlichen Fleiß und vor allem das von Glaube und Nächstenliebe getragene zivilisatorische Wirken der Mönche hätte die schottische Whiskykultur wohl kaum entstehen (…)“ können.

Ein sinnliches Vergnügen

Der Autor beim Signieren auf der Finest Spirits München mit den beiden Inhabern von "Whisky Brothers" Regensburg. Foto: (c) W.F. Rothe
Der Autor beim Signieren auf der Finest Spirits München mit den beiden Inhabern von “Whisky Brothers” Regensburg.
Foto: (c) W.F. Rothe

Für Whiskyliebhaber, die sich bereits seit längerem mit dem „Wasser des Lebens“ befassen, mag der zweite Teil des Buches auf den ersten Blick kaum Neues beinhalten. Denn in diesen Kapiteln befasst sich der Autor mit dem Namen „Whisky“, der Herstellung, Auswahl und Verkostung des Lebenswassers. Auch wenn viele der Fakten bekannt sein mögen, sind sie aber dennoch lesenswert und blicken mit einem eigenen Fokus auf das „Wasser des Lebens“. Denn immer wieder zieht Rothe Parallelen zu christlicher Spiritualität und unterstreicht dies an geeigneten Stellen auch durch stimmige biblische Zitate und Bilder. Diesen Unterton hält er auch bei seinem Kapitel zur Verkostung von Whisky, in dem nicht nur der Respekt gegenüber Whisky sondern auch gegenüber den Sinnen und der Fähigkeit des Menschen zum Genuss mitschwingt.

Die spirituelle Dimension des Whiskys

Den Höhepunkt des Buches bildet das Kapitel „Whisky – seine ‚Spiritualität‘“. Rothe beschreibt darin den bewussten, achtsamen Genuss von Single Malt Whisky als ein Ereignis mit spiritueller Dimension, indem er mit Blick auf die Hetze des Alltags ausführt: „Man kann den Teufelskreis (…) auch durch ein Mehr durchbrechen, und zwar durch ein Mehr an Achtsamkeit, ein Mehr an Genuss und ein Mehr an innerer Reife“. Wieder bindet der Autor biblischen Inhalte, Beispiele aus der Lebenspraxis Jesu und seine schöpfungstheologische Glaubensüberzeugung ein: „Die Wirklichkeit und Gegenwart des Schöpfers lässt sich (…) auch im Kleinen, Unscheinbaren und Vertrauten (erkennen), wie zum Beispiel in der Vielfalt, Fülle und Harmonie eines guten Whiskys“.

Abgerundet wird das Büchlein durch eine kurze Sammlung christlicher Gebete und einem Nachwort, in dem sich der Autor mit möglichen kritischen Anfragen an die Verquickung von Glaube, Spiritualität und Alkohol auseinandersetzt.

Mein Fazit

Mit „Wasser des Lebens – Einführung in die Spiritualität des Whiskys“ legt der „Whisky-Vikar“ Wolfgang F. Rothe ein gelungenes und eigenständiges Buch vor. Es hat weit mehr zu bieten als eine kulturgeschichtliche Einführung und eine Erläuterung des Herstellungs- und Reifeprozesses von schottischem Single Malt. Wolfgang F. Rothe ist einer tieferen, religiösen Dimension des Whiskys auf der Spur: „Um einen Whisky seinem besonderen, ja einzigartigen Charakter, seinem Ursprung und seiner Geschichte, seiner Herkunft und seiner Entstehung entsprechend wahrzunehmen und zu würdigen, ist es unabdingbar, ihm ein hohes Maß an Aufmerksamkeit, Beharrlichkeit und Respekt zuzuwenden – mit anderen Worten ausgedrückt: ihn mit Achtsamkeit zu verkosten.“ In dieser Haltung spiegelt sich in der Tat eine spirituelle Dimension des Whiskys. Es lohnt sich, dieser Spur gemeinsam mit dem Autor nachzugehen.

Patrick

 

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