Whisky-Vorstellung: Tobermory 1994, Scotch Single Malt Circle, 55,5%vol.

Tobermory 1994 (Scotch Single Malt Circle)
Tobermory 1994 (Scotch Single Malt Circle)

Der Scotch Single Malt Circle steht für Whiskys höchster Qualität. Bereits in den 1980er Jahren gründete Maggie Miller gemeinsam mit ihrem 2015 verstorbenen Mann Bill den Club. Regelmäßig spürt die Düsseldorferin besondere Einzelfässer auf, die sie exklusiv für die Mitglieder des SSMC abfüllen lässt. Alle Whiskys sind echte Naturprodukte: unfiltriert, mit natürlicher Farbe und in Fassstärke. Natürlich gilt das auch für den  Tobermory 1994, einen 20-jährigen Single Malt von der Isle of Mull.

Insgesamt 219 Flaschen brachte das Refill-Sherryfass mit der Nummer 5396, das am 14. August 2014 abgefüllt wurde. Genauer gesagt hatte der Whisky zu diesem Zeitpunkt aber schon eine Umfüllung hinter sich: Denn nach einer Reifezeit von gut 19 Jahren in einem Refill Sherrycask spendierte Maggie Miller dem Tobermory 1994 noch eine dreimonatige Nachreifung in einem PX-Sherryfass, in dem vorher ein Springbank in der Erstbefüllung gelegen hatte. Für einen Preis von 110 Euro können SSMC-Mitglieder den Single Malt erwerben.

Die dunkelgoldene Farbe des Whiskys lässt bereits im Glas den Sherryeinfluss der beiden Fässer erkennen. Und auch beim ersten Riechen macht sich die fruchtige Sherrysüße bemerkbar. Offensichtlich hat das PX-Fass hier eindrucksvoll seine Spuren hinterlassen. Trotzdem ist der Whisky zunächst noch recht verschlossen im Aroma, lässt aber gerade darin seine Komplexität erahnen. Der Tobermory braucht Zeit und ein großvolumiges Glas, um sich mit Sauerstoff zu verbinden und seine Aromen zu entfalten. Dann erinnert er zuerst an einen Obstkorb mit überreifen Pflaumen, rumgetränkte Rosinen, Banane und Dörrobst. Der Alkohol ist spürbar, wie er leicht kühlend in die Nase steigt. Trotzdem ist er für meinen Geschmack wunderbar eingebunden und niemals aufdringlich oder unangenehm. Im Gegenteil: ganz dezent legt er eine feine Minznote in den Hintergrund des Aromas, das zunehmend malziger wird. Süßlich und schwer erinnert der Whisky nun an Malzbonbons. Auch die martimen Anklänge eines Inselwhiskys sind auszumachen, die mich an gesalzene und geröstete Erdnüsse erinnern. Dazu ist ein Aroma wie von zerlaufener Butter zu riechen. Insgesamt zeigt sich der Tobermory in der Nase sehr komplex.

Mit einem leichten Prickeln auf der Zungenspitze breitet sich der Single Malt im Mund aus. Eine angenehme Schärfe wie von Ingwerwurzeln verbindet sich mit dem süß-fruchtigen Geschmack nach dunklem Fruchtkompott. Dazu mischen sich zartbitteres Kakaopulver, die Würze von Muskatnüssen und frischer Minze, bevor sich das Eichenfass mit einer angenehmen, leicht holzigen Geschmacksnote bemerkbar macht.

Der Abgang des Tobermory 1994 ist mittel bis lang. Dabei ist er würzig mit einer feinen Süße und hinterlässt eine angenehme Trockenheit mit zarten Eichenanklängen im Mundraum. Für Liebhaber langgereifter und komplexer Whiskys aus dem Sherryfass ist dieser Single Malt genau das Richtige.

Patrick

 

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