
Foto: (c) M. Spitzer
Irland gilt neben Schottland als Ursprungsland des Whiskys. Dennoch sind Irish Whiskeys im Vergleich zu den schottischen Nachbarn weltweit Nischenprodukte. Als schottische Destillerien in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts den Markt mit günstig produzierten Blended Whiskys eroberten, verloren irische Whiskeys an Bedeutung. Und mit dem Austritt Irlands aus dem Commonwealth 1949 gingen weitere Absatzmärkte verloren, so dass sich bis heute die meisten Whiskyliebhaber dem schottischen „Wasser des Lebens“ verschrieben haben. Dass sich ein Whiskyfan ganz und gar dem Lebenswasser von der grünen Insel widmet, ist eher ungewöhnlich. Genauso ungewöhnlich ist es, als 25-Jährige den Weg in die Selbständigkeit als Whiskeyhändlerin zu wagen.
Mareike Spitzer hat vor fünf Jahren genau diesen Schritt getan und ihren Onlinehandel Irish Whiskeys gegründet, über den sie auch exklusiv irische Whiskeys importiert und in Deutschland vertreibt. Dabei hat die Hessin auch erfahren, dass es durchaus mit Herausforderungen verbunden ist, als Frau ins Whiskybusiness einzusteigen und sich dabei auf ein Nischenprodukt zu konzentrieren: „Am Anfang habe ich auf den Messen doch mit einigen Vorurteilen zu kämpfen gehabt. Da ich mich bewusst für ein Nischenprodukt entschieden habe, war es von Anfang an nicht leicht, zumal die Auswahl im Jahr 2011 an irischen Whiskey in Deutschland noch sehr beschränkt und die Akzeptanz für irischen Whiskey auch nicht so groß war.“
Whiskey-Missionarin mit Passion für die grüne Insel
Inzwischen hat sich das geändert. Allmählich erobern sich die Whiskeys von der grünen Insel einen größeren Stellenwert und ein Image, dass Irland mehr zu bieten hat als weiche Blended Whiskeys. Dazu hat auch Mareike Spitzer mit ihrer Leidenschaft für die Vielseitigkeit der irischen Whiskeys ihren Beitrag geleistet: „Am Anfang war es auf jeden Fall eher Missionsarbeit, aber mittlerweile hat sich irischer Whiskey doch mehr und mehr in Deutschland etabliert. Auf Messen sehe ich doch aber immer wieder erstaunte Gesichter bei der Auswahl der irischen Whiskeys. Vor allem, dass es neben den Standardabfüllungen auch viele unabhängige Abfüllungen und Single Cask Bottlings gibt.“

Foto: (c) M. Spitzer
Mareike Spitzer beschreibt diese Vielfalt des irischen Whiskeys als Passion, was auch mit einer ganz grundsätzlichen Begeisterung für Irland einhergeht, wie die Unternehmerin erklärt: „Irland war schon vor dem Whiskey meine große Leidenschaft.“ Bereits als Jugendliche erkundete sie die grüne Insel mit dem Fahrrad und war von Land und Leuten fasziniert. „Dort gehen die Uhren noch langsamer und wenn ich in Dublin aus dem Flugzeug steige, dann ist dort ein Gefühl von Heimat. Land, Leute und Whiskey – es passt einfach alles“, schwärmt Mareike Spitzer.
Vom Messebesuch zur Geschäftsidee
Trotzdem kam die Initialzündung zur Geschäftsidee von Irish Whiskeys mitten in Deutschland: „Auf der InterWhisky im Jahr 2008 bin ich am Stand von Pernod Ricard gelandet, wo es Jameson Whiskeys gab. Ein Jameson Gold wanderte in mein Glas und ich war sofort begeistert. Seit diesem Zeitpunkt ist meine Leidenschaft für irischen Whiskey geweckt gewesen.“ Und diese Leidenschaft war von Anfang an so groß, dass Mareike Spitzer irischen Whiskey in Deutschland weiter etablieren wollte. Im September 2011 war es dann soweit: Der eigene Internetshop ging online. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte Mareike Spitzer im Vertrieb und Marketing eines Industrieunternehmens gearbeitet.
Der reine Onlinehandel steht im Alltag des Ein-Frau-Unternehmens mit familiärer Unterstützung allerdings nicht in der ersten Reihe, wie die Geschäftsfrau ausführt: „Meinen Arbeitsalltag dominiert der Importbereich. Mir ist es wichtig noch unbekannte irische Marken in Deutschland aufzubauen und zu zeigen, dass es sehr viele neue, besonders kleine Craft Distilleries gibt, die erstklassige Qualität produzieren.“ Als Beispiel führt Mareike Spitzer das erste Whiskeyfass der 2012 gegründeten Dingle Distillery an, das im Dezember 2015 abgefüllt wurde und trotz seiner Jugend zu überzeugen weiß. Neben den Produkten dieser jungen Brennerei vertritt Irish Whiskeys als deutscher Exklusivimport auch die Rademon Estate Distillery, Barr an Uisce Irish Craft Whiskey, Dingle Distillery, Coomara Poitin, Uisce Beatha, Knockeen Hills, Muldoon Likör, Thin Gin. Zum Portfolio gehört also nicht nur irischer Whiskey, sondern auch Likör, Gin und Poitin.
Eine Insel im Aufbruch
Mareike Spitzers Arbeit ist derzeit besonders spannend. Denn in der irischen Whiskeywelt ist viel in Bewegung. Nicht nur große Namen wie Tullamore DEW oder Teeling setzen in Zukunft wieder auf Whiskeys aus eigener Produktion. Neben ihnen gehen immer mehr kleinere Brennereien an den Start und konzentrieren sich bei ihren Whiskeys auch stärker auf Single Malts und Single Pot Still Whiskeys. Auch wenn immer mehr Irish Single Malt Whiskeys produziert werden, orientieren diese sich geschmacklich nicht etwa an schottischen Whiskys. Sie wollen als eigenständige Produkte die Genießer überzeugen: „Man möchte wieder zu den Ursprüngen des irischen Whiskeys zurückkehren und mehr Single Pot Still Whiskey produzieren. Eine Brennart, die Irland auszeichnet und die es einmalig nur auf der grünen Insel gibt.“ Dabei wird ein Gemisch aus gemälzter und ungemälzter Gerste dreifach destilliert, was zu einem fruchtig-würzigen Geschmack führt. „Derzeit gibt es nur Single Pot Still Whiskeys aus der Midleton Distillery auf dem Markt“, erklärt Mareike Spitzer.

Foto: (c) M. Spitzer
Der Importeurin selbst haben es aktuell besonders zwei Whiskeys angetan, die sie im Augenblick zu ihren Lieblingswhiskeys zählt: „Einmal ist das der St. Patrick`s Blended Whiskey, ein Whiskey aus einem dreijährigen Grain und einem einundzwanzigjährigen Single Malt. Das ist nicht der typisch irische Blend, der nach Vanille und Frucht schmeckt. Bei diesem Whiskey entfalten sich tolle Honig- und Kräuternoten und er zeigt viel Charakter. Außerdem mag ich gerne den Powers Three Swallows, ein neuer Single Pot Still, der leider noch nicht in Deutschland erhältlich ist.“ Und auch für Freunde schottischer Single Malts hat Mareike Spitzer den richtigen Tipp parat, um sich mit den Whiskeys von der grünen Insel anzufreunden: „Einen besonders guten Einstieg in die irische Whiskeywelt eröffnet der Redbreast 12 Jahre. Das ist ein Single Pot Still Whiskey, der zeigt, dass Irland nicht nur weiche und milde Whiskeys zu bieten hat. Außerdem unsere erste Teeling Single Cask Abfüllung, ein elf Jahre alter Whiskey, im Bourbonfass gereift und in Fassstärke abgefüllt. Ein paar Restflaschen haben wir davon noch.“
Patrick