
Der Charakter eines Whiskys wird ganz entscheidend durch die Fässer geprägt, in denen er reift. Und diese Fässer müssen aus Eichenholz gefertigt sein – so wollen es die Regularien der Scotch Whisky Association. Aber Eichenholz ist nicht gleich Eichenholz. Zwischen den Unterarten gibt es große Unterschiede, die auch den Geschmack eines Whiskys auf ihre eigene je Art prägen. In der Regel wird amerikanischer Eiche ein milderes Aroma mit Vanillenoten nachgesagt, während französische Eiche kräftigere und würzigere Geschmacksnoten an den Whisky abgibt. Der unabhängige Abfüller und Whiskymaker Compass Box hat sich mit seinem Blended Malt Whisky Oak Cross das Ziel gesetzt, die Vorzüge beider Holzarten in einem Whisky zu vereinen: Die Rohdestillate werden zunächst in amerikanischen ex-Bourbonfässern ausgebaut, bevor etwa 40% des Whiskys eine zweite Reifezeit in speziellen Oak Cross Casks erhalten. Dabei handelt es sich um Fässer aus amerikanischer Weißeiche, deren Boden und Deckel aus französischer Eiche gefertigt sind. Ein Verfahren, das sonst für keinen anderen Whisky in Schottland angewandt wird.
Doch nicht nur die besondere Art der Fassreifung verleiht dem Oak Cross seine Komplexität. Es ist auch das Blending, also das Vermischen von Malt Whiskys aus drei unterschiedlichen Brennereien, die allesamt in den schottischen Highlands liegen. Um welche Brennereien es sich dabei handelt, verrät der Abfüller nicht. Lediglich die Destillationsorte Brora, Alness und Carron werden genannt. Wer sich ein wenig in der Brennereilandschaft auskennt, kann den Kreis der in Frage kommenden Brennereien dadurch deutlich eingrenzen. Allerdings will der Oak Cross als eigene Komposition wahrgenommen werden, so dass es nicht entscheidend erscheint, aus welcher Brennerei die Rohdestillate letztlich stammen.
Die vermählten Whiskys sollen mindestens zehn Jahre alt sein, auch wenn sich auf Flasche und Umverpackung des Oak Cross keine Angaben zum Alter des Blended Malt Whiskys finden. Abgefüllt wurde er nicht kühlfiltriert, mit natürlicher Färbung, aber auf eine Trinkstärke von 43%Vol. verdünnt.
Mit einem satten Bernsteinton funkelt der Oak Cross im Licht der untergehenden Sonne und zeigt sehr zähflüssige Legs im Glas.
In der Nase machen sich sofort süße Vanille, helle Fruchtaromen und eine angenehme Würze bemerkbar. Bereits der erste Eindruck kündigt für mich einen wunderbar süffigen Sommerwhisky an. Auch der Alkohol ist trotz seiner lediglich 43%Vol. spürbar und verbindet sich mit der würzigen Eichennote zu einem leicht pfeffrigen Eindruck. Dieser verbindet sich wiederum wunderbar mit süßen Früchten wie reifer Ananas, saftiger Birne und Mirabellen. Begleitet wird dieser fruchtige Charakter von einem feinen Vanillearoma, Karamellnoten und einer malzigen Süße.
Sehr geschmeidig, fast sahneartig breitet sich der Oak Cross im Mund aus. Der erste Geschmackseindruck ist süß und pfeffrig. Zitrone und Birnensaft verbinden sich mit zartschmelzendem Toffee, Nelken und einer dezenten Eichenholzwürze. Für mich ist es vor allem die Assoziation überreifer Birnen und Gewürze, die immer wieder in den Vordergrund tritt und die Eindrücke der Nase unterstreicht.
Im Abgang zeigt sich der Oak Cross mittellang, süß und mit einer schönen Eichenwürze wie von leicht angeröstetem Holz.
Insgesamt präsentiert sich der Oak Cross als süffiger, fruchtig süßer Malt Whisky. Eine wirklich gelungene Komposition unterschiedlicher Malt Whiskys, die auch durch ein gutes Preisleistungsverhältnis überzeugt: Bei Scotch Broth Fürth ist der Blended Malt für 50 Euro zu bekommen. Wer einen leckeren Malt Whisky für laue Sommerabende auf der Terrasse oder dem Balkon sucht, für den dürfte der Oak Cross von Compass Box genau das Richtige sein.
Patrick