Portrait: Hermann Suppanz (Alambic Classique, unabhängiger Abfüller aus Bad Wörishofen)

Der Allgäuer Hermann Suppanz gehört mit seinen Eigenabfüllungen zu den ältesten unabhängigen Abfüllern Deutschlands.
Der Allgäuer Hermann Suppanz gehört mit seinen Eigenabfüllungen zu den ältesten unabhängigen Abfüllern Deutschlands.

Zugegeben: Für einen Augenblick bin ich mir doch unsicher, ob mich das Navi zur richtigen Adresse gelotst hat. Ich werfe noch einmal einen Kontrollblick auf mein Smartphone, in dem ich mir die Adresse notiert habe. Anscheinend bin ich hier richtig, auch wenn weder das Einfamilienhaus noch die Wohnsiedlung des Allgäuer Kurortes Bad Wörishofen darauf hindeuten, dass hier ein Whiskyabfüller und Spirituosenimporteur seinen Firmensitz hat. Eigentlich hätte ich eher ein Gebäude in einem Gewerbegebiet erwartet. Selbst das Klingelschild verrät nichts. Erst im Inneren des Hauses wird deutlich, dass ich hier ganz richtig bin. In einem stilvoll eingerichteten Ausstellungsraum präsentiert Hermann Suppanz, Gründer und Inhaber des Spirituosenlabels Alambic Classique, was seine Firma zu bieten hat: Nämlich Whiskies und andere Spirituosen der Extraklasse.

Vom Tabakhändler zum Spirituosenimporteur

Inzwischen kann Hermann Suppanz mit seinem Unternehmen auf 35 Jahre Erfahrung in der Spirituosenwelt zurückblicken. 1981 gründete der Kaufmann Alambic Classique. Dabei hatte seine Laufbahn als Händler ursprünglich in einer anderen Ecke begonnen, im eigenen Fachgeschäft für Tabakprodukte. „Wir hatten ein hochwertiges Rauchwarensortiment und ich habe immer noch etwas gesucht, das da gut dazu passt“, erinnert sich der Unternehmer. „Und dann habe ich mich umgesehen: Cognac und Armagnac passen immer gut zu Zigarren.“ Schon damals legte Hermann Suppanz großen Wert auf eine eigene Nische und damit auf Qualität, die sich nicht in jedem Supermarktregal findet: „Ich wollte etwas Besonderes haben, etwas von kleinen Herstellern und dann habe ich mich selbst auf die Suche in Frankreich gemacht.“

Qualität als Maßstab

Dieser Anspruch zieht sich bis heute durch. Dabei hat der Whisky, der in den 1990er Jahren auf Nachfrage von Kunden ins Alambic Classique Portfolio aufgenommen wurde, längst den Cognac und andere Spirituosen überflügelt. Bevor sich der Allgäuer allerdings daran machte, eigene Whiskies abzufüllen, vertrat er als deutscher Exklusivimporteur unter anderem die Abfüllungen von Douglas Laing, James MacArthur oder Cooper`s Choice. Inzwischen setzt Hermann Suppanz beim Whisky nur noch auf Eigenabfüllungen. Einzige Ausnahme bilden dabei die Bottlings des französischen Abfüllers Jean Boyer. Für seine eigenen Whiskies setzt der Mann aus Bad Wörishofen strenge Maßstäbe an: „Ich suche immer etwas Rares, etwas Seltenes und vor allem etwas, das von der Qualität her sehr gut ist. Und das macht mir Spaß.“

Jedes Jahr werden zehn bis fünfzehn Whiskyfässer für die Eigenbottlings von Alambic Classique abgefüllt.
Jedes Jahr werden zehn bis fünfzehn Whiskyfässer für die Eigenbottlings von Alambic Classique abgefüllt.

Qualität bedeutet für Hermann Suppanz vor allem, dass der Whisky durch eine Ausgewogenheit zwischen Brennereicharakter und Fasseinfluss überzeugen kann. Besonders bei Whiskies der „Double Matured Selection“, die in einem zweiten Fass nachgereift werden, ist Gespür gefragt. Auf keinen Fall darf der Whisky von einem zu dominanten Fass erschlagen werden. Während unseres Gesprächs lässt mich Hermann Suppanz probieren, was er unter einem qualitativ hochwertigen Whisky versteht: Er gießt einen 44-jährigen Sherryfass gereiften Tomintoul von 1969 ins Glas, unglaublich elegant und perfekt ausbalanciert!

Farbe ist nicht alles

Neben den persönlichen Qualitätsansprüchen an Aroma und Geschmack ist auch Transparenz dem Kunden gegenüber etwas, worauf Hermann Suppanz als Whiskyabfüller achtet. „Bei uns wird es keine Whiskies ohne Altersangabe geben. Ich werde das immer auf die Flasche schreiben, weil der Kunde wissen soll, was drin ist.“

Entsprechend kommen bei Alambic Classique Whiskies auch nur unverfälscht in die Flasche: In Fassstärke, nicht kühlgefiltert und mit natürlicher Färbung. Besonders die Farbe hat sich für viele Whiskygenießer zu einem wichtigen Kaufkriterium entwickelt, wie Hermann Suppanz beobachtet: „Die Kunden stehen auf dunkle Whiskies.“ Für Hermann Suppanz selbst ist das noch lange kein Qualitätskriterium. „Für mich kann ein Whisky weiß sein, die Qualität muss stimmen. Mir sind schon Fässer angeboten worden, da war die Farbe toll, aber die Qualität schlecht, die habe ich nicht genommen“, erinnert sich der 59-jährige. „Ich weiß von Kollegen, die diese Fässer dann gekauft und abgefüllt haben. Von den Kunden wurden ihnen diese Whiskies später aus den Händen gerissen. Aber für mich ist nur die Qualität entscheidend.“

Spezialist für alte Abfüllungen

Einen besonderen Stellenwert haben von Anfang an alte Fässer für die Alambic Classique Range: „Früher waren wir Spezialist für sehr gute und alte Fässer: Tobermorys von Anfang der Siebziger, das sind traumhafte Whiskies“, schwärmt der Allgäuer. Davon zeugt auch eine Vitrine im Ausstellungsraum, in der sich Flaschen der Ben Nevis Brennerei aneinanderreihen: Allesamt Whiskies aus den 1960er Jahren und exklusiv von der Brennerei selbst abgefüllt für Alambic Classique. „So etwas gibt es heute nicht mehr, das ist traumhaft!“

Ein Highlight, von dem viele Whiskyliebahber träumen: Die Ben Nevis Bottlings aus den 1960er Jahren, die von der Brennerei exklusiv für Alambic Classique abgefüllt wurden.
Ein Highlight, von dem viele Whiskyliebahber träumen: Die Ben Nevis Bottlings aus den 1960er Jahren, die von der Brennerei exklusiv für Alambic Classique abgefüllt wurden.

Gute persönliche Kontakte sind entscheidend, um solche besonderen Whiskies überhaupt zu bekommen: „Bei Ben Nevis ist es zum Beispiel so, dass ich den Manager, Colin Ross, schon seit vielen Jahren kenne.“ Daneben sind Weitsicht und langfristiges Denken entscheidende Kriterien, um im andauernden Whiskyhype nicht irgendwann auf dem Trockenen zu sitzen: „Ich habe mir vor vielen Jahren auch junge Fässer gekauft und dann erst einmal liegen lassen.“

Trotzdem finden sich inzwischen auch jüngere Whiskies im Alambic Classique Portfolio. „Die Preise für die Fässer sind enorm gestiegen und alte Whiskies werden immer knapper. Deshalb suche ich auch immer gute junge Whiskies.“ Beispiele dafür sind zwei Whiskies, die gerade erst abgefüllt wurden und die während unseres Gesprächs auf dem Tisch stehen: Ein 2008er Glenallachie Sherrycask aus der Special Vintage Serie und ein 2008er Glentauchers Nicaragua Rum Cask aus der Double Matured Serie: „Das sind zwei schöne Trinkwhiskies. Die sind einfach fein zum Trinken.“

Whiskies für Genießer

Und dafür sind Whiskies schließlich auch gemacht: Zum Genießen. Das bleibt für Hermann Suppanz auch in einem Zeitalter der steigenden Whiskypreise und –investments so: „Wissen Sie, ein Genießer, der erinnert sich wirklich an einen Whisky. Der träumt manchmal jahrelang davon, wie der geschmeckt hat. Das ist doch etwas ganz anderes, als wenn Sie die Flasche in einen Glasschrank packen und sich denken: Vielleicht wird der nächstes Jahr noch einmal hundert Euro teurer. Davon halte ich nichts.“

Mit der "Special Vintage Selection", der "Double Matured Selection" und der "Rare & Old Selection" bietet Alambic Classique Whiskygenuss fernab des Mainstreams.
Mit der “Special Vintage Selection”, der “Double Matured Selection” und der “Rare & Old Selection” bietet Alambic Classique Whiskygenuss fernab des Mainstreams.

Whiskygenießer bekommen bei Alambic Classique eine Range, die insgesamt drei Serien umfasst: Die „Special Vintage Selection“, die „Double Matured Selection“ und die „Rare & Old Selection“. Dabei sind die Namen der einzelnen Serien Programm. Besonders für die Double Matured Serie braucht der Abfüller gleich ein doppelt glückliches Händchen: Denn hier werden die Whiskies nach einer ersten Reifezeit noch einmal in ein zweites Fass umgefüllt. Das verlangt Gespür und Augenmaß, wie Hermann Suppanz erklärt: „Ich kaufe nur Fässer mit guter Qualität. Und deshalb mache ich die Nachreifung nicht, um einen schlechten Whisky aufzuwerten. Und man muss aufpassen, dass das zweite Fass den ursprünglichen Charakter nicht zudeckt.“ Deshalb ist auch die Qualität des zweiten Fasses entscheidend. Oft stammen die Fässer deshalb aus eigenen Beständen, dabei kommen Alambic Classique wieder die guten Kontakte nach Frankreich zugute, wo sich etwa Cognac- oder Rumfässer für die Double Matured Selection finden.

Wer nun Lust auf die Whiskies von Alambic Classique bekommen hat, findet diese ausschließlich im Whisky-Fachhandel. Entsprechend gehören die Alambic Classique Abfüllungen auch zum Sortiment der Fachgeschäfte in Nürnberg, Fürth und Heroldsberg. Aktuell dürfen sich Whiskyliebhaber auf drei interessante Neuabfüllungen freuen, die in diesen Tagen ihren Weg in die Regale der Händler finden: Neben den oben erwähnten Glenallachie und Glentauchers ist dies außerdem ein 1996er Tobermory aus dem Bourbon Barrel – Whiskies, bei denen Genießer ganz auf ihre Kosten kommen. Und davon wird Alambic Classique auch in Zukunft sicher eine ganze Menge zu bieten haben.

Patrick

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