Octomore Futures 1st Release – Ochdamh-mor 80.5 ppm, Originalabfüllung, 46%Vol.

Octomore Futures 1st Release (Originalabfüllung)
Octomore Futures 1st Release (Originalabfüllung)

Die Geschichte der modernen Octomore Whiskies beginnt mit einem verborgenen und vergessenen Grab. Mit Flechten und Gras überwuchert ruht die Steinplatte seit über hundert Jahren in einem Wald auf der schottischen Insel Islay. Die verwitterte Inschrift, die sich zeigt, wenn man die Ranken und das Gras von der Grabplatte kratzt, lautet: George Montgomery, Distiller of Octomore.

Auf dem alten Friedhof bei Kilarrow befindet sich das überwucherte Grab des Octomore Gründers. Foto: (c) Jane Carswell, Bruichladdich
Auf dem alten Friedhof bei Kilarrow befindet sich das überwucherte Grab des Octomore Gründers.
Foto: (c) Jane Carswell, Bruichladdich

Jener George Montgomery gründete Anfangs des 19. Jahrhunderts auf Octomore Farm eine Whiskybrennerei, deren Geschichte aber nicht einmal vierzig Jahre währte. Bereits 1852 wurde die Distillery geschlossen. Rund hundertfünfzig Jahre später wurde zumindest der Name Octomore durch die Islay Brennerei Bruichladdich wiederbelebt, die 2001 von Jim McEwan und Mark Reynier wieder in Betrieb genommen wurde. Der Name Ocotomore steht dabei nicht nur für die rauchigsten Single Malts aus dem Hause Bruichladdich – die Idee hinter dem Label ging von Anfang an weiter: Ziel war und ist es die rauchigsten Single Malts der Welt zu produzieren.

Auf dem Grab von George Montgomery findet sich der Hinweis auf die lange vergessene Octomore Distillery. Foto: (c) Bruichladdich Distillery
Auf dem Grab von George Montgomery findet sich der Hinweis auf die lange vergessene Octomore Distillery.
Foto: (c) Bruichladdich Distillery

2008 wurde der erste, hier vorgestellte Octomore Futures 1st Release bei Bruichladdich abgefüllt, mit natürlicher Farbe, nicht kühlfiltriert und auf eine Trinkstärke von 46%Vol. verdünnt. Das verwendete Malz hatte einen Torfrauchgehalt von 80,5ppm. Jüngere Octomore-Abfüllungen gehen hier sogar noch weiter. Inzwischen werden die Single Malts Jahr für Jahr in limitierten Abfüllungen angeboten, mit einem Rauchgehalt, der weit jenseits der 100ppm liegt.Der Octomore Edition 06.3, der 2014 abgefüllt wurde, wartete sogar mit einem Rauchgehalt von 258ppm auf.

Wie alle Ocotomore-Bottlings ist auch die Futures I limitiert, auf 9600 Flaschen. Destilliert wurde der Single Malt am 16. Oktober 2002 und reifte anschließend in ehemaligen Buffalo Trace Bourbonfässern, bevor er im April 2008 auf Flaschen gezogen wurde.

Die gut fünf Jahre in ex-Bourbonfässern haben dem Octomore Futures I eine Farbe verliehen, die an Weißwein erinnert. Relativ hell und mit einer leichten Trübung schimmert der Whisky im Glas. Die öligen Legs fließen langsam an der Wand des Glases herab.

In der Nase ist der Rauch sofort präsent, wie sollte es auch anders sein. Mich erinnert dieser Geruch an ein verglimmendes Lagerfeuer, würzig und aromatisch steigt der Rauch in die Nase. Man merkt, dass der Octomore ein relativ junger, kraftvoller und intensiver Whisky ist, dessen Rauchnote auch medizinische Anklänge wie von Desinfektionsmittel und Heftpflaster mit sich bringt. Hinter dem Rauch ist sofort eine deutliche Karamellsüße wahrzunehmen. Anklänge von frischer Meeresluft, Salz und feuchten Steinen wecken Bilder von einem Spaziergang am nebligen Kiesstrand. Allmählich nehme ich Aromen von frischen Zitronen wahr, etwas Malz und eine dezente Gewürznote im Hintergrund, die mich für einen Augenblick an Kümmel erinnert. Der Rauch ist mit der Zeit zwar nicht mehr so extrem im Vordergrund, aber immer noch deutlich präsent.

Der Antritt im Mund ist trotz der Trinkstärke von 46%Vol. kräftig und von einem leichten Prickeln auf der Zunge und den Wangen geprägt. Der würzige Geschmack von kalter Asche und Salz erinnert mich an geräucherten Lachs, bevor sich eine zitrusfruchtige Note, Karamellsüße und ein leichter Malzgeschmack am Gaumen zeigen. Auch das Eichenfass hatte spürbaren Einfluss auf den Geschmack dieses Islay Single Malts: eine feinherbe Süße von dunkler Schokolade entwickelt sich allmählich zu einem Geschmack von frischgemahlenem Kaffeepulver und legt sich im Zusammenspiel mit dem kalten Rauch auf die Wangen.

Der Abgang des Octomore Futures 1st Release ist lang und geprägt von einem trockenen, kalten Rauch und würzigen Eichenholznoten, die an Kaffee oder sogar Espresso erinnern. Eine dezente Zitrusfrucht und süße Anklänge sind auch im Finish wahrnehmbar.

Natürlich ist der Octomore Futures I nur etwas für Whiskygenießer, die sicht für rauchige, phenolische Whiskies begeistern können. Aber dieser junge Single Malt hat mehr zu bieten, als seine Rauchigkeit. Seine maritimen Anklänge, die angenehme Süße und die Zitrusfruchtigkeit runden den Gesamteindruck ab. Und so hat der Octomore Futures 1st Release alles zu bieten, was man von einem Islay Single Malt erwarten darf.

Wer das Glück hat, noch eine dieser ersten Ocotomore-Abfüllungen im Fachhandel zu entdecken, wird dafür selten weniger als 250 bis 300 Euro bezahlen müssen. Ein stolzer Preis. Schön dass es manchmal auch anders geht und dass ich von einem Whiskyliebhaber aus einem benachbarten Ort eine Anbruchflasche des Octomore Futures I bekommen konnte. Manchmal muss man eben Glück haben.

Patrick

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert