
Im August 1907 stach das britische Expeditionsschiff “Nimrod” in See. Unter der Leitung des Polarforschers Sir Ernest Shackleton nahm die Nimrod Kurs in Richtung Antarktis auf. An Bord waren auch einige Kisten mit schottischem Whisky: Mackinlay`s Rare Old Highland Malt – damals ein Klassiker unter den Highland Malt Whiskys, der aus der in den 1980er Jahren abgerissenen Glen Mhor Distillery stammte.
Als Shackleton und sein Team rund 18 Monate später zurück in ihre Heimat segelten, ließen sie einige Flaschen dieses Whiskys unter dem Boden ihres Basislagers zurück. In den hölzernen Kisten, in Papier und Stroh eingeschlagen, lagen die Flaschen knapp einhundert Jahre im ewigen Eis und wurden von ihm perfekt konserviert. Erst im Februar 2007 barg ein neuseeländisches Forscherteam die Whiskykisten aus dem Eis der Antarktis.
Zehn der elf gefundenen Flaschen waren in einem ausgesprochen guten Zustand. Der Whisky wurde vorsichtig aufgetaut und drei Flaschen davon nach Schottland geflogen. Dort stellte sich Richard Paterson, Masterblender bei Whyte & Mackay, der Herausforderung diesen über hundert Jahre alten Whisky erneut aufleben zu lassen.
Für die Nachbildung des historischen Whiskys verwendete Paterson vor allem Malt Whiskys von Glen Mhor und Dalmore. Zur Rezeptur gehörten aber auch Anteile aus anderen Brennereien, darunter Longmorn, Glenfarclas und Balblair. Die zwischen acht und dreißig Jahre alten Whiskys wurden in ehemaligen Sherryfässern nachgeeift und 2011 mit 47,3%Vol. abgefüllt.
Im Glas erinnert der Mackinlay`s Shackleton Discovery an helles Gelbgold. An der Glaswand bilden sich feine und dicht aneinander liegende Legs.
Das Aroma ist angenehm weich und rund. Eine fruchtige Süße steigt in die Nase. Ich fühle mich an Zuckerwatte, Rosinen, getrocknete Pfirsiche und eingekochtes Apfelmus erinnert. Im Hintergrund verbinden sich Süße und Schärfe zu Anklängen von kandiertem Ingwer, bevor nussig-cremige Noten wie von Nougat, Marzipan und Milchschokolade aufkommen. Der sehr dezente Torfrauch rundet das Aroma ab. Immer wieder setzt sich dabei der fruchtig-süße Eindruck des Whiskys durch.
Auf der Zunge zeigt sich der Highland Malt Whisky cremig und mit einem würzig-süßen Antritt, der mich erneut an kandierten Ingwer erinnert. Ein Geschmack von getrockneten Pfirsichen verbindet sich mit Anklängen von gesüßtem Schwarztee, der für mich mit der Zeit immer deutlicher in den Vordergrund tritt. Der leichte Torfrauch zeigt sich nur für einen Augenblick, prägt allerdings das trockener werdende Mundgefühl.
Im mittlellangen Abgang fühle ich mich noch einmal an Schwarztee mit einem Schuss Zitrone und etwas Kandiszucker erinnert. Für einen Augenblick kommen dahinter Assoziationen von Marzipan und Nougatcreme auf.
Der Mackinlay`s Shackleton Discovery ist mit seiner Geschichte und seinem authentischen Erscheinungsbild ein faszinierender Whisky, der mich auch geschmacklich überzeugt. Sowohl Flasche als auch Holzkiste wurden dem historischen Original nachempfunden und machen den Whisky zu einem Schmuckstück für jede Whiskysammlung. Durch seine Limitierung ist dieser Blended Malt Whisky inzwischen nicht mehr immer und überall erhältlich. Fränkische Whiskyliebhaber werden aber noch zum Beispiel in der Whisky Lounge Heroldsberg fündig.
Patrick
Vielleicht bin ich ja ein totaler Laie … aber ich lese immer wieder, wie wichtig die Umgebungstemperatur sei beim Sammeln von Whisky. Dieser hier war nun die meiste Zeit gefroren … hat ihn das denn nicht negativ beeinflusst? Und wie kann Mr. Paterson sicher sein, dass seine Re-Kreation dem Original nahe kommt?
Oder ist das halt einfach mal wieder ein guter Verkaufsgag für einen zugegebenermaßen sehr schön aussehenden Whisky?