
Die in der schottischen Speyside gelegene Brennerei Aberlour ist vor allem für ihre sherrylastigen Whiskys aus der a’bunadh-Serie (gälisch für “der Ursprung) bekannt. Einen ganz anderen Charakter als diese Abfüllungen aus 1st Fill Sherryfässern besitzt der hier vorgestellte Aberlour 2006, den der unabhängige Abfüller The Whisky Chamber im Frühjahr 2017 auf den Markt brachte. Denn dieser Single Malt reifte für gut zehn Jahre in einem ex Bourbon Barrel und wurde anschließend als Einzelfasswhisky mit einer Fasstärke von 54,1% Vol. abgefüllt.
Der Whisky funkelt strohgolden im Glas und zieht dabei sehr langsame, ölige Legs.
Schon beim Betrachten steigt ein fruchtiges und zugleich würziges Aroma in die Nase. Kandierte Äpfel und Gewürznelken sind meine ersten Assoziationen. Die Gewürzaromen werden intensiver und verbinden sich mit herb-süßen Anklängen von geriebenen Orangenschalen. Gibt man dem Whisky etwas mehr Zeit im Glas, schieben sich reife Äpfel, Vanille und Kandiszucker in den Vordergrund.
Auf der Zunge ist der Aberlour mit seinem kräftigen Antritt sofort präsent. Eine pfeffrige Schärfe belegt Zunge und Mundraum. Dahinter zeigen sich Anklänge von reifen, kandierten Äpfeln und Orangenschalen. Die Fassstärke ist zu spüren, aber nicht unangenehm alkoholisch. Ein Geschmack, der mich etwas an Lavendel erinnert, verbindet sich mit süßer Vanille und herben Kakaonoten.
Im langen und wärmenden Abgang zeigen sich dunkle Schokolade und eine dezente süße Fruchtnote.
Der Aberlour 2006 von The Whisky Chamber ist für meinen Geschmack eine gut ausgewählte Einzelfassabfüllung, die einen eigenen Blick auf die Aberlour Distillery bietet. Für mein Empfinden kann man diesem Whisky ruhig ein paar Minuten Zeit im Glas gönnen.
Im Fachhandel ist die 0,5 Literflasche des Aberlour 2006 für rund 60 Euro zu bekommen. Für meine Vorstellung erhielt ich von The Whisky Chamber ein Sample.
Patrick