
In Franken hat sich in den vergangenen Jahrzehnten eine eigene Whiskykultur entwickelt. Ein junger Vertreter dieser lebendigen Szene ist der Thuisbrunner Braumeister und Brenner Georg Kugler, der sich von rauchigen Single Malts aus Schottland inspirieren lässt und Anfang 2014 damit begann, seinen eigenen Whisky zu destillieren. Elch Bruno, eine Jagdtrophäe in Georg Kuglers Gasthof Seitz, stand als Wappentier Pate. Für seine eigenen Whiskys lässt Georg Kugler in Norddeutschland Torf stechen, der dann in einer belgischen Mälzerei zum Darren des Gerstenmalzes verwendet wird. Der Thuisbrunner “Elch-Whisky” ist damit der einzige Single Malt, der mit deutschem Torf hergestellt wird. Im Sommer 2017 wurden die ersten Fässer abgefüllt. Auf der Nürnberger Whisk(e)ymesse “The Village 2018” durften die Kunden das Abfüllen dann selbst übernehmen. Am Messestand des fränkischen Whiskybrenners konnte man seine eigene 0,5-Literflasche direkt aus dem Fass zapfen.

Für seine Messe-Sonderedition wählte Georg Kugler einen Single Malt Whisky aus, der gut drei Jahre lang in einem ehemaligen Bourbonfass reifte (Fass-Nr. 17) und anschließend ein zweimonatiges Finish in einem frischen Maulbeerfass erhielt. Dieser Holzart hat der Whisky auch seinen Namen “Morus” zu verdanken (lat. für “Maulbeerbaum”).
Im Glas funkelt der fränkische Single Malt in intensiven Goldtönen. Die Legs ziehen langsam und sehr ölig an der Glaswand herab.
In der Nase zeigt sich sofort der charakteristische Torfrauch. Zuerst etwas medizinisch und kühlend, dann zunehmend mit Anklängen von Räucherspeck. Eine Prise Pfeffer steigt in die Nase. Dahinter zeigt das ehemalige Bourbonfass seinen Einfluss. Süße Vanille verbindet sich mit sahnigem Salzkaramell. Der Rauch tritt dabei dezent in den Hintergrund. Allmählich sind auch subtile Noten von grünen Äpfeln und Birnen wahrnehmbar, bevor sich mit Anklängen von frischem Holz auch das Finish im Maulbeerfass bemerkbar macht.
Der Antritt ist intensiv und von einer ordentlichen Portion Pfeffer begleitet. Die Zungenspitze prickelt und sofort machen sich kalter Rauch und Asche bemerkbar. Neben Vanille und Salzkaramell tritt dahinter auch der Geschmack von reifen, schokoladenüberzogenen Birnen hervor. Ich fühle mich etwas an Birne Helene erinnert. Ein cremiger Geschmack von Milchschokolade breitet sich im Mund aus, bevor sich kalte Asche und frisches, würzgies Holz am Gaumen festsetzen.
Im langen und sehr wärmenden Abgang bleibt vor allem der kalte Rauch präsent, der sich mit frischen Holznoten verbindet und dahinter immer wieder Anklänge von Milchschokolade, Karamell und Birnen durchschimmern lässt.
Mit seinem “Morus” zeigt die fränkische Elch-Whisky-Destillerie, dass hier mit einem schottischen Ethos gebrannt wird. Das Finish im Maulbeerfass verleiht dem Whisky eine außergewöhnliche Note, die ihn dann auch von schottischen Vorbildern abhebt, denn im Mutterland des Whiskys dürfen ausschließlich Eichenfässer zur Whiskyreifung verwendet werden.
Rund 190 Flaschen (je 0,5l) wurden aus dem Maulbeerfass abgefüllt – natürlich nicht kühl filtriert, mit natürlicher Färbung und in Fassstärke (57,5% Vol.). Für 49 Euro fand ein Großteil davon bereits auf der Nürnberger Whisk(e)ymesse seinen Weg zu den Kunden. Einige wenige Flaschen sind aber noch bei Gradls Whiskyfässla in Nürnberg und in der Whisky Lounge Heroldsberg erhältlich.
Patrick