
Unterfranken ist vor allem als Weinregion bekannt. Und auch der Betrieb der Familie Mößlein in Zeilitzheim hat sich über die Jahre durch ihre Weine einen Namen gemacht. Doch seit gut zwanzig Jahren befasst man sich hier auch mit der Herstellung von Whisky – was auch mit dem milden Klima der Region zu tun hat. “Wir liegen in der fränkischen Trockenplatte und haben immer Weizen angebaut und in unserer Brennerei verarbeitet. Durch unser besonderes Klima hat das Getreide einen wunderbar frischen, strohigen Geruch”, verrät Seniorchef Reiner Mößlein. Zwei unterschiedliche Sorten Whisky werden in der Brennerei produziert: Neben Single Malt setzt Familie Mößlein auch auf Grain Whiskys, die nach der Destillation in ehemaligen Weinfässern reifen. “Man darf unseren Whiskys ruhig anmerken, dass sie aus einem Weingut kommen. Deshalb verwenden wir auch Fässer, in denen vorher hochwertiger Rotwein gelagert wurde.”In der Regel werden die Mößlein-Whiskys mit einem Alter von fünf Jahren abgefüllt. Der hier vorgestellte “Ernest 25” setzt sich davon aber durch seine 12-jährige Lagerung ab. Er gehört damit zu den älteren deutschen Whiskys und ist eine Homage an Ernst Mößlein, der in den 1970er Jahren die Brennerei des Familienbetriebs aufbaute. Auf ihn spielt der Name des Whiskys an. So wird auch die auf den ersten Blick irritierende Zahl 25 verständlich, die eben nicht für das Alter des Whiskys steht, sondern das Geburtsjahr von Ernst Mößlein (1925) angibt. Der “Ernest 25” wurde 2005, im Jahr des 80. Geburtstags von “Opa Ernst”, aus Zeilitzheimer Weizen destilliert und reifte anschließend für 12 Jahre im fränkischen Eichenholzfass. Abgefüllt wurde er mit einem Alkoholgehalt von 44% Vol.
Die Farbe ist deutlich durch die lange Zeit im Eichenfass geprägt. Dunkle Mahagonitöne schimmern im Glas und dickflüssige Legs ziehen sich an der Glaswand hinunter.
Das Aroma ist zunächst würzig, von Walnüssen, Zimt und Muskatnuss geprägt, und nur leicht alkoholisch. Ich fühle mich an vorweihnachtliches Gebäck erinnert, Assoziationen von Pfefferkuchen, Spekulatius und Pfeifentabak kommen auf. Dahinter steigt eine dezente, fruchtige Süße in die Nase. Anklänge von Sultaninen werden für mich immer deutlicher, die sich mit der Zeit mit frischen Fruchtnoten von Zitronat und Orangat verbinden.
Auch im Geschmack zeigt sich der “Ernest 25” zu Beginn von seiner würzigen Seite. Wieder sind es Eindrücke von Zimt, Muskat, Walnüssen und Pfefferkuchen, die sich nun am Gaumen bemerkbar machen. Allmählich verbinden sich die Gewürze mit dem süßen Geschmack von Sultaninen und Malz, bevor ich wieder einen dezenten Anklang von frischen Zitrusfrüchten ausmache.
Der Abgang ist mittellang und wärmend, durch Walnüsse, frisch gerösteten Kaffee und dunklen Kakao geprägt.
Der “Ernest 25” ist ein reifer und weicher fränkischer Whisky. Im Vergleich mit den jüngeren Whiskys der Brennerei Mößlein zeigt er mehr Tiefe und einen dunkleren, würzigeren Charakter. Erhältlich ist der Whisky für 99,90 € / 0,35l-Flasche direkt bei der Whiskybrennerei Mößlein.
Patrick
Ein ausführliches Porträt über die Whiskybrennerei Mößlein (inkl. Verkostungsnotizen) könnt Ihr in meinem Buch nachlesen:
Whiskyland Franken. Die Macher – Die Genießer – Die Botschafter.
ars vivendi verlag | 246 Seiten | 18,00 € [D] | ISBN 978-3-86913-842-8
Danke Patrick Grasser ? ♥andy kaufman character tony