
Foto: (c) T. Ewers
Bereits zweimal wurde Malts of Scotland zum „Unabhängigen Abfüller des Jahres“ gekürt. Dass ausgerechnet ein Abfüller aus Deutschland diese renommierte Auszeichnung erhält, ist einmalig. Der eigene Qualitätsanspruch des Unternehmens ist klar formuliert: „Every bottle a benchmark“. Whiskygenießer wissen, dass dahinter mehr steckt als ein griffiger Werbeslogan. Sie schätzen den individuellen Charakter der Whiskys, die Thomas Ewers für sein Label aussucht und abfüllt. Mit Malts of Scotland hat der Mann aus Paderborn seine Leidenschaft zum Beruf gemacht. Wir freuen uns, dass sich Thomas Ewers Zeit für die Fragen des Whisky-Clubs Fränkische Schweiz genommen hat. Im Interview erfahren Sie, wie er das geschafft hat, wovon viele träumen.
Patrick Grasser: Thomas, Du bist seit einigen Jahren im Whiskygeschäft tätig. Nun ist Whisky ja nicht einfach nur eine Spirituose, Whisky ist ein sehr emotionales Produkt, ein Getränk, das von Leidenschaft lebt. Wie ist die Begeisterung für das „Wasser des Lebens“ bei Dir geweckt worden?
Thomas Ewers: Bei mir eher durch Zufall. Ich habe meinen ersten Single Malt erst im Jahre 2003 getrunken. Damals hatte ich noch keine Ahnung, dass es etwas anderes gibt als Johnnie Walker, Ballantine`s und Jim Beam. Das war für mich alles eins. Ich kannte es auch nur als Longdrink mit Cola. Im November 2003 habe ich dann meinen ersten Aberlour 10y in einem Londoner Restaurant probieren dürfen und war sofort begeistert. Ich bekam damals eine Liste mit circa 20 Brennerei Namen, mit denen ich alles nichts anfangen konnte. Nach der Rückkehr nach Deutschland habe ich erst einmal versucht verschiedene Scotch Whiskys zu bekommen und Informationen zu sammeln. Nach dem Durchprobieren der verschiedenen schottischen Single Malts habe ich mich dann mehr mit dem Thema und Schottland beschäftigt. Nach einem Jahr war das Interesse so groß, dass ich 2005 angefangen habe, mit Fässern zu handeln. Das war eigentlich die Geburtsstunde von Malts of Scotland. Wobei der eigentliche Name erst ein, zwei Jahre später kam.
PG: In welcher Umgebung und mit welcher Stimmung genießt Du persönlich Whisky am liebsten?
TE: Das ist ganz unterschiedlich. Das schöne ist ja, dass es beim schottischen Whisky für jede Situation den passenden Whisky gibt. Ich glaube es gibt keine Stimmung, wo es nicht den passenden Scotch für gibt.
PG: Mit welchem Whisky kann man Dich begeistern? Hast Du im Augenblick einen Lieblingswhisky?
TE: Mein Lieblingswhisky ist immer der nächste. Begeistern kann man mich mit außergewöhnlichen Fässern und mit alten Abfüllungen und natürlich immer mit Whiskys die 1970 destilliert wurden, da dieses mein Geburtsjahr ist.
PG: Mit Deinem Label „Malts of Scotland“ bringst Du seit einigen Jahren selbst Whiskys auf den Markt. Wie kam es zu dem Schritt, vom Whiskyliebhaber zum unabhängigen Abfüller?
TE: Am Anfang habe ich nur den Fasshandel betrieben. Dann habe ich einige Zeit Abfüllungen für andere gemacht, die ich selber ausgesucht habe. Das war immer für die Anderen ein großer Erfolg. Kurz danach kam die Idee, dass ich ja auch Abfüllungen unter eigenem Label herausbringen könnte. Mit einem solch großen Erfolg, der sich dann eingestellt hat, habe ich allerdings nicht gerechnet.

PG: Wie schwierig war es, als Neuling auf dem Whiskymarkt Fuß zu fassen? Gab es Rückschläge oder lief Dein Projekt von Anfang an glatt?
TE: Es war am Anfang sehr schwierig. Ich hatte die Idee, ich rufe einfach bei den schottischen Brennereien an und bestelle Fässer. Das hat leider nicht geklappt. Im Ganzen hat es circa fünf bis sechs Jahre gedauert, bis ich die passenden Kontakte aufgebaut hatte. Heute bin ich soweit, dass ich bei vielen Brennereien Fässer für MoS mit New Make füllen lassen kann.
Glücklicherweise habe ich bereits im Jahre 2008 angefangen regelmäßig neue Fässer zu erwerben, was mir heute sicherlich zu Gute kommt. Mittlerweile erwerbe ich Fässer von überall auf der Welt (Amerika, Spanien, Portugal, Italien, Frankreich…), organisiere den Transport nach Schottland und lasse sie dort dann von verschiedenen Brennereien neu füllen. Sicherlich dauert es eine lange Zeit bis diese Fässer abfüllbereit sind, aber ich denke das ist der einzige Weg, um auch auf Dauer noch genügend Fässer für die Zukunft zu haben.
PG: Welches war die erste Abfüllung, die Du unter eigenem Label auf den Markt gebracht hast und was war das für ein Gefühl, eine Flasche mit dem eigenen Etikett in Händen zu halten?
TE: Das war im April 2009. Es waren gleich elf Fässer, die ich abgefüllt habe. Der Gedanke war, dass ich jetzt erst mal zwei Jahre Zeit habe die Flaschen zu verkaufen und mir etwas Neues zu überlegen.
Das Schlimme war eigentlich, dass sie auf der Whiskyfair in Limburg vorgestellt wurden, ich aber leider nicht dort sein konnte. Als ich am Anfang deutschen Händlern meine Abfüllungen angeboten habe wollten viele erst nicht. Viele sagten, was sollen wir mit einem deutschen Abfüller, wenn es die ganzen schottischen gibt. Direkt nach der Fair in Limburg hat sich das aber schon geändert und in circa drei Monaten war alles verkauft. Ab da war dann irgendwie nichts mehr zu bremsen.
Die ersten Flaschen in der Hand zu halten war schon ein sehr besonderer Moment. Der erste Gedanke war natürlich, das verkaufst du nicht, das behältst du alles für dich. Der zweite Gedanke war dann, wann soll ich das alles trinken… Also entschied ich mich doch fürs Verkaufen.
PG: Ich glaube, viele Whiskyliebhaber würden sich wünschen, das eigene Hobby zum Beruf zu machen. Rentiert sich das Geschäft als unabhängiger Abfüller oder ist das Ganze eher ein ausgefallenes Hobby?
TE: Die meisten Abfüller sind Abfüller, die irgendwann geplant haben, Abfüller zu werden. Bei mir war es irgendwie anders. Es ist bis Ende 2014 ein reines Hobby gewesen. Oder sagen wir besser ein zweiter Vollzeitjob. Seit 2015 betreibe ich es hauptberuflich. Allerdings immer noch mit der gleichen Einstellung. Es werden nur Abfüllungen auf den Markt gebracht die qualitativ absolut passend und hochwertig sind. Ich fülle nie etwas ab nur weil ich meine, ich brauche etwas oder der Markt danach fragt. Wenn es einmal längere Zeit keine Abfüllung gibt, dann ist das halt so.
Sicherlich ist es ein Traum von vielen und ich werde auch oft angesprochen, Personen auf dem Weg zu unterstützen. Das mache ich aber nicht, da das Risiko sehr sehr groß ist, dass es nicht funktioniert, und wenn man es halbwegs vernünftig machen möchte, ist es auch ein sehr sehr großes finanzielles Investment.
Man kann sicherlich, wie viele anfangen und Abfüllungen machen, indem man immer schaut dass man zwei, drei, vier Abfüllungen bekommt, aber nichts in der Hinterhand hat für später.
Dann kommt irgendwann das Problem, dass man nichts mehr hat oder nichts Passendes und leider minderwertige Fässer abfüllen muss. Das ist überhaupt nicht mein Weg.
PG: Mittlerweile wird Malts of Scotland von Experten zu den bedeutendsten unabhängigen Abfüllern weltweit gezählt und erhielt vom schottischen Whisky Magazine 2013 und 2014 den Titel „Independent Bottler of the Year“. Was bedeuten Dir solche Auszeichnungen?
TE: Das stimmt, war aber ein weiter und langer Weg. Sicherlich bin ich schon irgendwie darauf stolz, aber darauf kann man sich ja nicht ausruhen, sondern muss schauen, dass es passend weitergeht. Es ist viel schwieriger diesen Level zu halten, als einen aufzubauen.
Für mich sind diese Auszeichnungen eigentlich nicht so wichtig. Ich weiß aber, dass sie in der Whisky-Welt eine große Bedeutung haben. Leider vergesse ich immer damit zu werben…

Foto: (c) T. Ewers
PG: Du hast in Deiner Heimatstadt Paderborn auch einen MoS-Warehouseshop eingerichtet. Was erwartet Whiskygenießer bei einem Besuch dort?
TE: Ein besonderes Erlebnis. Wir haben dort einen Shop, eine Whiskylounge , ein Fasslager und vieles mehr. Bei uns gibt es die Möglichkeit fast alle unsere Abfüllungen kostenfrei zu probieren bevor man sie kaufen möchte. Der Warehouse Shop ist immer ein beliebter Treffpunkt für Whisky Freunde die gerne gleichgesinnte treffen um sich über Schottland, Brennereien, oder einfach Neuigkeiten aus der Whiskywelt oder MoS auszutauschen.
PG: Mit MoS hast Du Dich vor allem Einzelfassabfüllungen von schottischen Whiskys verschrieben. Was zeichnet den Charme und den Charakter solcher Whiskys aus?
TE: Gerade bei Einzelfaßabfllungen kommt die große Bandbreite an Aromen und Geschmäckern des schottischen Whiskys zu tragen. Wenn man die ganzen Brennereien in Schottland sieht und ihre unterschiedlichen Geschmacksrichtungen und Stile, ist das schon bemerkenswert. Wenn man sich aber mit der Materie tiefer befasst, findet man schnell heraus, dass jedes Fass einzigartig ist. Sicherlich gibt es manchmal Fässer, die ähnlich sind aber doch unterschiedlich.
Wenn man heute einen Whisky brennt und ihn in 20 gleiche Fässer füllt, hat man nach 10 Jahren 20 verschiedene Ergebnisse. Unterschiedlich in der Farbe sowie im Geschmack. Das finde ich äußerst spannend. Außerdem ist es sehr interessant, wie das gleiche Destillat sich mit verschieden Fasstypen entwickelt. Gerade in der heutigen Zeit, wo die Fässer sehr knapp werden in Schottland, ist das spannend zu sehen, was die Brennereien an unterschiedlichen Fässern einsetzen. Bei vielen von den Fässern haben die Brennereien sich vor drei bis fünf Jahren noch nicht einmal Gedanken gemacht, sie zu benutzen.
PG: Im Moment ist ziemlich viel Bewegung auf dem Whiskymarkt. Gerade Originalabfüllungen kommen immer häufiger ohne Altersangaben in den Handel. Was steckt dahinter – haben die Brennereien keine ausreichenden Lagerbestände mit alten Whiskys mehr? Wird es für Dich schwieriger, an gute und bezahlbare Fässer zu kommen?
TE: Vor allem an bezahlbare. Gute Fässer gibt es immer noch, aber die Preise gehen ins Utopische. Ich lehne solche grundsätzlich ab.
Ich denke, bei den Brennereien gibt es nicht mehr genügend Fässer im Alter von zehn Jahren und älter, wie sie gerne hätten. Im Moment sind ja fast alle am Expandieren und das ist natürlich auch für die Brennereien sehr teuer. Was nicht heißen soll, dass es denen schlecht geht.
Ich bin auch kein großer Freund von NAS-Abfüllungen. Wir haben unsere Serie mit den Images, aber das hat ja einen ganz anderen Hintergrund.
PG: Wie viele Fässer hast Du in Deinen Beständen und wo lagerst Du Deine Fässer? Hast Du ein eigenes MoS-Warehouse oder liegen die Fässer bei den Destillerien, in denen der Whisky gebrannt wurde?
TE: Die Anzahl der Fässer ist natürlich das größte Geheimnis der Abfüller. Was ich sagen kann ist, dass es bei MoS wohl nie eine Durststrecke geben wird.

Foto: (c) T. Ewers
Unsere Fässer liegen in ca. 60 verschiedenen Lagerhäusern quer über Schottland verteilt. Wenn wir halbjährig unsere Rechnungen für die Lagerhausmieten bekommen, wird mir immer ganz schwindelig. Unsere Fässer lagern in Schottland zu 99,9 %. Lediglich einige, die ich vor 2011 aus Schottland rüber geholt habe, sind noch hier in Paderborn und werden nach und nach für unseren Warehouse Dram genutzt. Das ist unsere Abfüllung zum selber Abfüllen im Warehouse, wie bei Bruichladdich der „Valinch“ zum Beispiel. Selbstverständlich steht auf diesem Label nichts von Scotch. Es ist aber immer wieder ein schönes Event für unsere Gäste, wenn sie sich ihre eigene Flasche von Hand abfüllen können und auch verschließen sowie etikettieren.
PG: Welche Rolle spielen Fass-Tauschgeschäfte mit Brennereien oder anderen Abfüllern für Dich und Dein Label?
TE: Eine sehr sehr kleine. Ich werde selbstverständlich immer wieder gefragt ob ich etwas tauschen möchte oder man bietet mir Fässer zum Tausch an. Das mache ich eigentlich gar nicht. Ich bin glücklich über jedes Fass, welches ich besitze und freue mich viel mehr, wenn ich die selber abfülle. Ich kaufe gerne dazu, aber gebe überhaupt nicht gerne ab.
PG: An welchen Kriterien machst Du fest, ob ein Whisky reif für die Abfüllung ist? Triffst Du solche Entscheidungen allein oder wer unterstützt und berät Dich dabei?
TE: Ich treffe diese Entscheidung ganz alleine. Ganz am Anfang habe ich mich ein-, zweimal von anderen Whiskybegeisterten unterstützen beziehungsweise beraten lassen. Leider waren das dann immer die Abfüllungen, die nicht wirklich gut angekommen sind. Von daher habe ich mich entschieden, mich ganz allein auf mich zu verlassen. Wenn dann etwas schief geht, kann ich mich nur an die eigene Nase fassen.
PG: Gibt es ein Fass, auf dessen Abfüllung Du Dich in nächster Zeit besonders freust?
TE: Es gibt einige. Aber das sind natürlich noch Geheimnisse. Ich bin ja der einzige, der alle Fässer von MoS probieren darf … und da kommt noch vieles schönes auf uns zu.
PG: Vielen Dank, dass Du Dir die Zeit für dieses Interview genommen hast. Ich wünsche Dir und Deinem Label weiterhin viel Erfolg und allen Whiskyliebhabern tolle Genusserlebnisse mit den Abfüllungen von Malts of Scotland.
TE: Vielen Dank dafür und vielen Dank für die Möglichkeit, etwas von MALTS OF SCOTLAND erzählen zu dürfen. Ich freue mich immer riesig, wenn Whiskyfreunde und -begeisterte sich auch für die Geschichte hinter den Flaschen interessieren.
Hatte den 15 jährigen Caol Ila PortCask Finish im Glas auf der Nürnberger Whiskymesse im Glas. Der war toll!
Schönes Interview. Und vom ersten Kontakt mit Single Malt bis zum Handelmit Fässern sind gerade mal 2 Jahre vergangen. Respekt!
Oops, 2x Glas 🙂
ich wohne in Paderborn und möchte gerne mal einen echten Whiskey trinken.
wo haben Sie ihr Geschäft oder abfülllager?
vielleicht bekomme ich ja Antwort.
Gruß
W. picht
Den MoS Warehouse-Shop finden Sie in der Senefelder Str. 7 in Paderborn (Öffnungszeiten: Do 16-21 Uhr und Sa 10-16 Uhr). Schauen Sie doch einfach mal dort vorbei, lohnt sich bestimmt!
Beste Grüße aus Franken
Patrick Grasser