Whisky-Vorstellung: Valley of the deer, Whisky-Club Fränkische Schweiz, Club-Whisky No. 3, 54% Vol.

Valley of the deer (Whisky-Club Fränkische Schweiz – Club Whisky No. 3)

Es ist früh am Morgen. Nebel liegt über dem Fluss, der sich durch das taunasse Grasland schlängelt. Im Unterholz des angrenzendes Waldes raschelt es und das Rotwild tritt auf die Lichtung, um im Licht des anbrechenden Tages zu grasen. Es ist eine magische Stimmung, die sich auch in manchem Whisky widerspiegelt. Genau das bringt das bekannte Zitat von Ivor Brown auf den Punkt: “Whisky bewahrt ein Geheimnis, den Zauber seines Heimatortes.”

Auch unser dritter Club-Whisky bewahrt dieses Geheimnis – und das gleich in mehrfacher Hinsicht. Denn der Heimatort, also die Brennerei, in der dieser Malt Whisky am 20. Februar 1997 destilliert wurde, bleibt ungenannt. Das liegt daran, dass es sich auch nicht um einen Single Malt Whisky handelt, sondern um einen Blended Malt. Genauer gesagt um einen teaspooned Malt Whisky, also einen Single Malt Whisky, dem ein “Teelöffelchen” einer zweiten Brennerei beigemischt wurde. Im Fall unseres “valley of the deer” Club-Whiskys handelt es sich um einen teaspooned Glenfiddich, dem eine winzige Menge Balvenie zugefügt wurde. Ganze 21 Jahre reifte dieser Blended Malt, bevor er am 22. März 2018 mit natürlicher Färbung, nicht kühlfiltriert und in Fassstärke abgefüllt wurde.

Die lange Zeit in einem ehemaligen Bourbon Hogshead hat bereits beim äußeren Erscheinungsbild des Whiskys deutliche Spuren hinterlassen. Das Sonnenlicht bricht sich im satten Gold des Blended Malts und die Legs ziehen ölig, dick und langsam an der Glaswand hinunter.

Ein Aroma von cremigen Sahnekaramellbonbons steigt in die Nase und verbindet sich mit süßer Vanille und reifen Birnen. Dahinter nehme ich dezent eine herbe Kräuternote wahr, die mich zunächst etwas an Heidekraut erinnert, bevor Bilder von einem Spaziergang durch einen Kiefernwald vor dem inneren Auge aufkommen. Ganz entfernt fühle ich mich mit der Zeit auch an Gewürznelken erinnert, die mit den süßen Karamell-, Vanille- und Birnenaromen wunderbar harmonieren.

Sehr cremig fließt der Whisky über die Zunge und breitet sich wie ein zartschmelzendes Sahnekaramellbonbon im Mundraum aus. Ein leichtes, würziges Prickeln bleibt auf der Zunge zurück – aber äußerst dezent und überhaupt nicht alkoholisch. Ein Geschmack von reifen Birnen setzt sich am Gaumen fest und verbindet sich mit einem feinherben Geschmack, der mich entfernt an schwarzen Tee und mit der Zeit an Kräuterbonbons erinnert.

Der kurze bis mittellange Abgang ist durch Anklänge von geröstetem Holz geprägt, hinter denen sich aber auch der fruchtig-süße Charakter des Blended Malt Whiskys durchsetzen kann.

Der “valley of the deer” ist ein ausbalancierter Speyside Malt, der sowohl durch den fruchtigen Brennereicharakter, als auch durch Bourbonfass-typische Anklänge geprägt ist. Wenn er einen Schwachpunkt hat, dann ist das vielleicht der relativ kurze Abgang. Aber insgesamt zeigt sich der Whisky eindrucksvoll, ausgewogen und von sehr hoher Qualität. Ein Whisky, der den Zauber seines Heimatortes und seiner Heimatdestillerie nicht nur bewahrt, sondern ihn weiterträgt und beim Genießen zum Träumen einlädt.

Patrick

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