
Steckbrief: Getorfter Single Malt aus Franken // Ohne Altersangabe // 2. Auflage // Bourbon-, Sherry- und Akazienfässer // Nicht gefärbt // Nicht kühlfiltriert // 53,5% Vol.
Hintergrund: Das fränkische Todsfeldtal, etwa dreißig Kilometer vor den Toren Nürnbergs, ist ein sagenumwobener Ort. Besonders in nebeligen Herbsttagen werden hier die Geschichten von spukenden Geistern vor dem inneren Auge lebendig. Doch seit einiger Zeit sind in diesem Tal auch die Engel heimisch geworden. Zumindest im Fasslager der Thuisbrunner Elch-Whiskybrennerei, in der Braumeister und Brenner Georg Kugler seit 2014 Whisky herstellt. Die Erstabfüllungen des rauchigen Single Malts erschienen im Sommer 2017, darunter auch die Erstauflage des “Torf vom Dorf”. Der Name verrät bereits, welcher Charakter die fränkischen Elch-Whiskys prägt. Das Malz wird exklusiv in Belgien über norddeutschem Torf gedarrt. Nicht nur bei seinem Rohstoff orientiert sich Georg Kugler an schottischen Vorbildern. Auch sein Destillationsverfahren hat er daran ausgerichtet, um einen raueren Malzbrand zu erhalten als er üblicherweise aus deutschen Brennblasen fließt.
Im Herbst 2018 füllte die kleine Brennerei bereits die zweite Auflage ihres “Torf vom Dorf” ab. Wie beim Vorgänger wurden auch hier Sherry-, Bourbon- und frische Akazienfässer vermählt, um dem jungen Single Malt Tiefe zu verleihen. Abgefüllt wurde der Whisky nicht kühlfiltriert, mit natürlicher Färbung und in Fassstärke.Farbe: Intensives Gold. Die Legs ziehen dicht und sehr ölig an der Glaswand herab.
Aroma: Süßer Sherry und kalter Torfrauch steigen in die Nase. Dahinter zeigt sich eine Prise frisch gemahlener Pfeffer. Nach einem kurzen Augenblick schiebt sich ein fruchtig-süßes Aroma in den Vordergrund, das mich an Rosinen, reife Pflaumen und Zitronat erinnert. Anklänge von gebrannten Mandeln verbinden sich mit Kräuterbonbons und süßer Vanille, die mit der Zeit immer deutlicher wird. Für einen Augenblick nehme ich eine dezente Käsenote und ein staubiges Aroma wahr, das Bilder von einem alten Heuboden aufkommen lässt.
Geschmack: Mit einem pfeffrigen Antritt breitet sich der „Torf vom Dorf“ im Mundraum aus. Sofort zeigt sich der charakteristische Torfrauch, der mit den fruchtig-süßen Sherrynoten wunderbar harmoniert. Wieder nehme ich Rosinen und Pflaumen wahr, dahinter Kirschen, die in dunkle Schokolade und Kakaopulver getaucht wurden. Schließlich zeigen sich Vanille und Röstnoten von Kaffee und Nüssen am Gaumen. Mit der Zeit und etwas mehr Wärme macht sich dazu ein Hauch von Birne in Schokoladensoße bemerkbar.
Abgang: Das Finish ist relativ lang und wärmend. Noch einmal zeigen sich süßer Sherry, Röstkaffee, Kakao und Nüsse, dahinter kalte Asche.
Fazit: Ein fränkischer Single Malt Whisky, der durch den charakteristischen Torfrauch deutlich an schottische Whiskys erinnert. Durch die Vermählung von Sherry-, Bourbon- und Akazienfässern besitzt der recht junge Whisky eine angenehme Komplexität. Der Sherryeinfluss ist deutlicher als bei der Erstauflage des „Torf vom Dorf“, was dem rauchigen Elch-Whisky gut zu Gesicht steht.
Bezugsmöglichkeit und Preis: Die 2. Auflage des “Torf vom Dorf” ist direkt in der Elch-Whiskybrennerei, bei Scotch Broth in Fürth, in der Whiskylounge Heroldsberg und in Nürnberg bei Celtic Whisky und Gradls Whiskyfässla für 55 bis 60 Euro erhältlich.
Patrick