Master Distiller Mario Rudolf weiß: Ein guter Whisky zeigt, in welchen Fässern er gereift ist.
Foto: (c) St. Kilian Distillers
Als Braumeister war der 35jährige Unterfranke Mario Rudolf unter anderem für die Neumarkter Lammsbräu tätig. Seit 2015 prägt er als Master Distiller & Blender und inzwischen auch als Geschäftsführer die Geschicke der St. Kilian Distillers, die im Mai 2019 ihren Erstlings-Whisky präsentieren. Im Interview mit unserem Whisky-Club Fränkische Schweiz erzählt er von seinem Weg zum Whiskybrenner, seinen Qualitätsansprüchen und entspannten Feierabenden in der brennereieigenen World Whisky Lounge.
Patrick Grasser: Was hat dich an der Herausforderung, Whisky zu brennen und eine neue Brennerei mit aufzubauen, besonders gereizt?
Mario Rudolf: Whisky ist Leidenschaft und Genuss pur. Bei solch einem für Whisky-Deutschland wegweisenden Projekt beim Aufbau mit dabei sein zu können ist die Krönung. Da war für mich klar, dass ich hier dabei sein muss.

PG: Als gelernter Braumeister hat man zwar schon eine gute Grundlage, die ja auch in Schottland einen wichtigen Schritt auf dem Weg zum Whiskybrenner darstellt. Aber wie bist du schließlich vom Braumeister zum Whisky Destillateur gekommen?
MR: Der Prozess bis zum Distillers Beer ist eng verwandt mit der Produktion von Bier. Die Destillation ist für einen Braumeister natürlich völliges Neuland. Hier hatte ich die Ehre bei Mackmyra in Schweden und bei Glendronach in den schottischen Highlands mitarbeiten zu dürfen. Dazu noch die Tipps und Tricks von David F. Hynes. Das vermischt mit meinem eigenen Wissensdrang ergab dann das nötige Know-How.
PG: Was zeichnet für dich guten Whisky aus? Und hast du einen Lieblingswhisky?
MR: Ein guter Whisky zeigt, aus welchen Fässern er stammt. Er ist charaktervoll, er ist rund und bekömmlich. Mein Lieblingswhisky (bisher) ist der Glendronach Allardice 18 Jahre.
PG: Nach welchen Kriterien wählt ihr die Fässer für euren St. Kilian Whisky aus? Gibt es Fasstypen, die deiner Meinung nach besonders gut mit eurem New Make harmonieren?
MR: Wir haben von Anfang an jede erdenkliche Fassart als Experiment belegt. In Größen von 20 bis 700 l Inhalt. Verschiedenste Holzarten und verschiedenste Vorbelegungen. Über 90 Fassarten liegen bei uns so in den Lagern. Es kommen ständig noch welche hinzu. Aber natürlich haben wir eine „Fassrezeptur“ entwickelt. Experimentiert wird immer nur mit wenigen Fässern. Das ex Amarone Fass hat uns absolut überzeugt und hat durch die Experimente einen festen Platz gefunden in unserer Fassrezeptur.

PG: Nach welchen Kriterien habt ihr die Erstabfüllung des St. Kilian Whiskys zusammengestellt? Gab es ein bestimmtes Geschmacksprofil, das ihr umsetzen wolltet?
MR: Ich habe im März 2016 verschiedene Fassarten für die ersten Fass-Abfüllungen zusammengestellt. Das waren zum einen klassische Exbourbonfässer. Zum anderen aber auch gleich einige Experimente. Ich wollte einfach nach drei Jahren die Möglichkeit haben, aus verschiedenen Fasstypen einen charaktervollen Vat kreieren zu können ohne direkte Vorstellung wie dieser Vat dann exakt zusammengesetzt sein wird.
PG: Lange Zeit wurde Whisky aus Deutschland eher belächelt. In den vergangenen Jahren hat sich das ein wenig geändert und auch unter einheimischen Whiskys lässt sich Überzeugendes entdecken. Nimmst du bei Whiskygenießern ein neues Bewusstsein für deutschen Whisky wahr?
MR: Ja definitiv. Und das zu Recht. Es gibt viele hervorragende Whiskys in Deutschland die es zu entdecken lohnt.

PG: Was ist dein persönlicher Qualitätsanspruch an einen St. Kilian Whisky?
MR: Der höchste den man sich nur denken kann.
PG: Welche Rolle spielt für dich das Alter bei einem Whisky und kann ein junger Whisky in puncto Komplexität mit einem lange gereiften Whisky mithalten?
MR: Es spielt eine Rolle. Klar. Jedoch haben wir mit unseren Spirit of St. Kilian gezeigt, dass selbst nach nur mehreren Monaten ein tolles Produkt in den Fässern liegt. Das hat mit der Qualität des New Makes und der Qualität des Fasses zu tun. Dazu noch gute klimatische Verhältnisse im Warehouse, und schon spielt das Alter keine wirkliche Rolle mehr. Der Geschmack muss überzeugen. Das Alter wird immer weniger eine Rolle spielen wäre meine Aussicht.
PG: Euren St. Kilian Whisky produziert ihr nach irisch-schottischem Vorbild. Dazu wurde ja nicht nur Knowhow, sondern auch die entsprechende Hardware aus Schottland nach Rüdenau geholt. Spiegelt sich dennoch auch die churfränkische Region in eurem St. Kilian Whisky?
MR: Ein Vorbild kann man haben. Jedoch machen wir viele Dinge doch sehr speziell und auch sehr anders als die Schotten und noch mehr als die Iren. Da liegen teilweise Welten dazwischen. Hauptsächlich prägen die Menschen, die den Whisky produzieren den Charakter, den Geschmack des Produkts. Dazu kommt noch das Klima bzw. das Mikroklima der Region. Wir haben ja völlig andere Verhältnisse als die Schotten und die Iren. Somit hat unsere wunderschöne Heimat hier im bayerischen Odenwald bei der Reifung einen direkten Einfluss auf den Charakter unseres Whiskys.
PG: Auf welche Whiskyspezialitäten aus dem Hause St. Kilian dürfen sich Genießer denn in nächster Zeit freuen? Wird es neben der Erstveröffentlichung noch weitere Abfüllungen geben?
MR: Wir werden je nach Nachfrage natürlich weitere Single Malts präsentieren. Im Winter natürlich unseren ersten peated Single Malt Whisky. Hier vor Ort wird es auch immer Sonderabfüllungen und Handfills geben. Diese haben wir auch auf der ein oder anderen Whisky-Messe dabei.

PG: Wenn du beruflich den ganzen Tag mit Whisky zu tun hat, schenkst du dir da hin und wieder überhaupt noch ein Glas Whisky nur zum Genuss ein – ohne beruflichen Hintergedanken?
MR: Absolut! Das machen wir ab und zu hier nach Feierabend. Wir haben ja in unserer World Whisky Lounge eine riesige Auswahl an Whiskys aus aller Welt. Und privat natürlich ganz entspannt abends mal.
PG: Vielen Dank, dass du dir die Zeit für meine Fragen genommen hast.
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