
Glenfarclas ist eine der wenigen privatgeführten Brennereien Schottlands. Seit 1865 ist die in der Speyside gelegene Destillerie im Besitz der Familie Grant und wird derzeit in fünfter und sechster Generation von John und seinem Sohn George geführt. Die Glenfarclas Single Malts reifen nach der Destillation fast ausschließlich in ehemaligen Sherryfässern. Für Sonderabfüllungen (z.B. zu Weihnachten) werden allerdings auch in Portweinfässern gereifte Whiskies abgefüllt. Auf Bourbonfässer verzichtet Glenfarclas genauso bewusst wie auf eine nachträgliche Färbung mit Zuckerkulör.Auch der 25-jährige Glenfarclas, der für etwa 100 Euro im Fachhandel zu bekommen ist, kommt ungeschminkt und mit einer dunklen Goldfärbung daher. Die Farbe verrät, dass hier auch einige Refill-Fässer eingemischt wurden. In die typische Glenfarclasflasche mit dem eingeprägten Gründungsjahr 1836 wurde dieser Single Malt mit 43%vol. abgefüllt. Für meinen Geschmack würden dem Whisky auch ein paar Volumenprozente mehr ganz gut zu Gesicht stehen. Dann hätte auch die Kühlfiltration ohne Probleme wegfallen können.
Um es gleich vorwegzunehmen: Der Glenfarclas 25 braucht Zeit, Ruhe und die volle Aufmerksamkeit des Genießers. Aber ein Single Malt, der so lange Zeit in dunklen Eichenfässern reifte und erst nach zweieinhalb Jahrzehnten zurück ans Tageslicht kam, sollte auch nicht zwischen Tür und Angel getrunken werden.
In der ersten Nase zeigt sich das für Glenfarclas so typische, dunkelfruchtige und süße Aroma. Der trockene Oloroso-Sherry ist deutlich zu spüren. Allerdings nicht so satt und schwer wie bei einer reinen First-Fill-Reifung. Die Mischung aus First- und Refill-Fässern ist hier wirklich gelungen. Zwischen dem Trockenobst sind zarte Rauchnoten wahrnehmbar, die dem fruchtigen Aroma zusätzlich einen würzigen Charakter verleihen. Mit der Zeit erinnert mich dieser Geruch an Früchtebrot. Anklänge von Rosinen, Honig und gehackten Haselnüssen mit Zimt und Zucker machen diesen Whisky zum idealen Genuss nach einem Besuch auf dem Christkindlesmarkt.
Im Geschmack ist sofort wieder der Sherry spürbar. Angenehm fruchtig mit Rosinen, einer leichten Ingwerschärfe und Honigsüße. Sanft fließt der Single Malt auf der Zunge und erinnert dabei an zartschmelzendes Karamell. Allmählich werden Schokoladennoten deutlicher, vielleicht Schnapspralinen mit dunkler Schokolade. Dann ist es, als hätte ich auf eine Kaffeebohne gebissen. Eine zartbittere Note breitet sich im Mund aus, die sich mit einem nussigen Geschmack verbindet.
Mit seinem langen Finish lässt der Whisky zartbittere Eichennoten mit haselnussigen Anklängen auf den Wangen zurück und wärmt den Mundraum angenehm. Der Abgang rundet damit den tollen Gesamteindruck ab, den der Glenfarclas 25 bei mir hinterlassen hat. Man sollte diesen Whisky allerdings in aller Ruhe genießen und ihn auch mehr als einmal im Glas haben, um die Facetten dieses komplexen Single Malts zu entdecken.
Patrick
Hallo, wie sicher ist die Information kein Bourbon Fass? Hatte irgendwo etwas anderes gelesen. Aber vielleicht war das ja die Falschinformation ;-). Und wie steht es mit dem 21yo Gf? Fände den im Vergleich fast besser.
Der Glenfarclas 25 stammt zu hundert Prozent aus Sherryfässern. Eine Information, die ich von George Grant persönlich bekommen habe. Genauer gesagt sind es sechzig Prozent 1st und 2nd fill casks und vierzig Prozent 3rd und 4th fill casks.
Interessant! Gilt für alle Glenfarclas außer den portfassgereiften Sonderabfüllungen? Und wo hast du George Grant getroffen?
Noch eine Frage, hast du schon mal davon gehört, dass der 15er ein Schwefel Problem haben soll? Hast du Informationen zu Schwefel im Allgemeinen?
Schwefel im Whisky kann unterschiedliche Ursachen haben: Schwefelwasserstoff entsteht beispielsweise bei der Vergärung, wenn die Hefe die Proteine im Getreide zersetzt. Außerdem findet sich Schwefel auch im Torf und kann sich beim Darren am Getreide ablagern. Bei Whiskyies aus dem Sherryfass kann der Schwefel auch aus dem Fass kommen, da die Fässer durch den Einsatz von Schwefel konserviert und vor Pilzbefall geschützt werden. Bei der Reifung baut sich zwar auch Schwefel ab, er kann sich aber trotzdem noch im Endprodukt Whisky zeigen. Und das ist für meinen Geschmack nicht immer nur zum Nachteil.
Danke!