
Versteckte Juwelen verspricht der österrichische Wein- und Spirituosenhändler Weinturm Spirits & More aus Linz mit seiner Whiskylinie “Hidden Gem”. Seit 2012 werden unter diesem Label ausgewählte Einzelfässer abgefüllt, im Herbst 2013 waren das drei in Weinfässern nachgereifte Single Malts aus der schottischen Speyside. Darunter auch der hier vorgestellte 14-jährige Linkwood, der im Oktober 1999 destilliert wurde und bis kurz vor seiner Abfüllung in einem Bourbonfass ausgebaut wurde. Die letzten Monate reifte er dann in einem ehemaligen Merlot-Rotweinfass der Winzerei Weninger aus dem österreichischen Burgenland. Abgefüllt wurde der Whisky dann im November 2013 und zwar ungefärbt, nicht-kühlfiltriert, in Fassstärke mit 59,2%vol. und mit einer Limitierung auf 246 Flaschen. Ich begegnete dem Single Malt bei einem Pub-Tasting mit Andreas Hertl (Scotch Broth) in O´Toole´s Schmiede in Nürnberg. Die Restbestände des Whiskies sind für 99 Euro pro Flasche bei Scotch Broth in Fürth erhältlich.
Bereits das kupferfarbene Leuchten mit einem deutlichen Rotstich lässt erkennen, dass das Rotweinfinish seine Spuren bei dem Linkwood hinterlassen hat. Es ist ein toller Anblick, wenn man das Glas gegen das Licht hält und langsam dreht, denn dann funkelt der Single Malt tatsächlich wie ein Edelstein in der Sonne.
Auch im Aroma ist die Weinnote sofort wahrnehmbar, die mit dem kühlenden Alkohol in die Nase steigt. Reife Trauben setzen sich durch, bevor es richtig süß wird. Dunkle Beeren und Waldfrüchte sind jetzt zu riechen, die mit einer guten Portion Zimt und Zucker und einer zarten Prise Vanille bestreut wurden. Mit zunehmender Zeit und Sauerstoff im Glas kommen stärker Anklänge von Kräutern und Würze in den Vordergrund. Zunächst ist es die Würze des Eichenfasses, die ein wenig an getrocknete Nelken erinnern, bevor der Single Malt einen Geuch nach herb-süßen Kräuterbonbons verströmt.
Mit einem kräftigen Antritt kommt der Linkwood 14 Hidden Gem im Mund an. Eine pfeffrige Schärfe lässt die Zungenspitze prickeln und trägt die dezente Rotweinnote. Analog zum Aroma zeigt sich auch beim Geschmack zunächst wieder die Süße wie von Kandiszucker und Trauben. Dann dominieren aber auch hier die herberen Geschmacksnoten: Lavendel, Heidekraut und wieder das herb-süße Kräuterbonbon. Allmählich schiebt sich ein holzig-nussiger Geschmack in den Vordergrund und verschwimmt mit Anklängen von dunkler Schokolade.
Im Abgang bleiben vor allem die Schokolade und eine dezent säuerliche Weinnote am Gaumen zurück, die sich mit einer leichten Trockenheit auf die Innenseite der Wange legen.
Für meinen Geschmack ist der Linkwood 14 tatsächlich ein verborgener Edelstein. Ein abwechslungsreicher Single Malt mit einem gelungenen und angenehmen Weinfinish. Interessant ist für mich dabei vor allem der Wechsel zwischen süßlich fruchtigen Anklängen und den herberen Kräuternoten. Bleibt zu hoffen, dass in der Hidden Gem-Serie weiterhin Single Malts dieser Qualität ihren Weg auf den Markt finden.
Patrick