Whisky-Vorstellung: Mortlach 16, Flora & Fauna, 43%vol.

Mortlach 16 (Flora & Fauna)
Mortlach 16 (Flora & Fauna)

Ich gebe es gleich ehrlich zu: Mortlach gehört zu meinen Lieblingsbrennereien. Qualitativ wurde ich bisher von keinem Whisky der Brennerei enttäuscht. Die aktuelle Preisgestaltung bei den neuen Originalbfüllungen muss man dabei aber außer Acht lassen. Umso begeisterter war ich, als Otto Steudel (Celtic Whisk(e)y Nürnberg) vor gut eineinhalb Jahren noch eine letzte Flasche des Mortlach 16 aus der Flora & Fauna-Serie in seinem Lager entdeckte und ich diese für knapp unter hundert Euro ergattern konnte. Schon damals war der Whisky nicht mehr lieferbar, so dass sich aus einer ursprünglichen Standardabfüllung inzwischen eine Sammlerflasche entwickelt hat. Das macht sich auch im Preis bemerkbar. Aktuell wird der Whisky kaum noch unter 150 Euro gehandelt.

Bis zur Markteinführung des Rare Old und des Mortlach 18 y.o. im Sommer 2014, galt die konzerneigene Flora & Fauna-Abfüllung des Eigentümers Diageo als Originalabfüllung. Mindestens 16 Jahre reifte der etwa zweieinhalbfach destillierte Single Malt in Sherryfässern der 1823 gegründeten Brennerei Mortlach aus der schottischen Speyside, bevor er mit 43%vol. abgefüllt wurde.

Das Licht bricht sich wie in einem kunstvoll geschliffenen Rubin in diesem Single Malt. Schon die tolle kupferrot leuchtende Farbe lässt erkennen, dass die ehemaligen Sherryfässer deutliche Spuren hinterlassen haben. Allerdings kann auch nicht ganz ausgeschlossen werden, dass hier ein Tröpfchen Farbstoff im Spiel ist. Obwohl das bei einem 16-jährigen Single Malt aus ehemaligen Sherryfässern kaum nötig sein dürfte.

Auch in der Nase macht sich der Sherryeinfluss sofort bemerkbar: Überreife Pflaumen mischen sich mit süßen Rosinen und Trockenobst, wie Datteln und Aprikosen. Der Alkohol ist perfekt eingebunden und im Aroma gar nicht zu spüren. Das ist für meinen Geschmack auch einer der wenigen Kritikpunkte am Mortlach 16 Flora & Fauna: Eine etwas höhere Alkoholstärke würde diesem Whisky sicher gut zu Gesicht stehen.

Das fruchtig süße Aroma wird von einer feinen Prise Zimt und einem Hauch von Lebkuchengewürzen getragen. Mit der Zeit werden die würzigen Noten in der Nase deutlicher, bis sie an altes Leder und den Duft einer frisch geöffneten Tabakdose erinnern. Mag sein, dass darin auch eine Spur Torfrauch liegt, sicher bin ich mir aber nicht. Trotz der Würze bleiben die Fruchtkomponenten immer noch im Vordergrund.

Geschmeidig fließt der Mortlach 16 Flora & Fauna über die Zunge und breitet sich im Mundraum aus. Wieder ist er fruchtig süß, mit Rosinen, Backpflaumen, Zimt und Zucker und einer Spur frisch geriebener Ingwerwurzel. Auch die Würze zeigt sich erneut mit Anklängen von altem Leder, Tabak und angekohltem Eichenholz. Dahinter liegt eine angenehm zartbittere Süße wie von dunkler Schokolade, die sich wunderbar mit den trockenfruchtigen Geschmacksnoten verbindet.

Der Abgang des Mortlach 16 Flora & Fauna ist für mich mittellang. Trotzdem merkt man dem Whisky auch dabei sein Alter und die Fassreifung an. Das Zusammenspiel dezenter Fruchtsüße, die sich über nussige Eichenwürze legt, unterstreicht das trockener werdende Finish des Single Malts und rundet ihn wunderbar ab.

Schade nur, dass dieser schöne Whisky vom Markt verschwunden ist. Vielleicht bietet ja die ein oder andere unabhängige Mortlach-Abfüllung eine Alternative. Ich bleibe jedenfalls auf der Suche.

Patrick

 

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