
In der Flasche sieht der Tullibardine 2006 des unabhängigen Abfüllers The Whisky Chamber aus Rheinfelden wie frischgebrühter Kaffe aus. Eine Wahnsinnsfarbe, die auch im Glas noch kräftig und dunkel bleibt und mich hier an Kamillen- oder lange gezogenen Kräutertee erinnert. Reifen durfte dieser Whisky in einem First Fill Oloroso-Sherryfass, das von Thomas Ide, dem Gründer von The Whisky Chamber, selbst in der Destillerie befüllt wurde. Da es sich um eine Einzelfassabfüllung aus einem ex-Sherry Hogshead handelt, ist die Flaschenzahl auf 462 limitiert. Ich hatte unglaubliches Glück, noch eine Flasche direkt bei Thomas Ide für 59 Euro zu ergattern. Wie für die TWC-Abfüllungen üblich, kommt der Whisky in einer schmucken 0,5 l-Flasche an.
Selbstverständlich wurde der Tullibardine ungefärbt, unfiltriert und in Fassstärke mit 59,3%vol. abgefüllt. Eben direkt aus dem Fass. In der Nase merkt man ihm weder seine relative Jugend, noch seinen hohen Alkoholgehalt an. Für einen neunjährigen Single Malt wirkt der Tullibardine 2006 angenehm gesetzt und wirklich reif. Eine betörende Kirschnote steigt in die Nase und lässt mich sofort an die prallen roten Früchte denken, die noch vor ein paar Wochen an den knorrigen Kirschbäumen vor unserem Wohnzimmer hingen. Dahinter regen sich allmählich Assoziationen von Milchschokolade und marmeladengefüllten Keksen.
Im Mund breitet sich zunächst ein intensiver fruchtiger Geschmack aus – typischer, satter Oloroso-Sherry! Dann kommt eine würzig-süße Schärfe wie bei kandiertem Ingwer, bevor sich eine angenehme Eichenwürze auf Gaumen und Wangen legt. Extrem lecker, extrem rund und mit einer tollen, fruchtigen Würze, die noch unglaublich lange den Mundraum ausfüllt. Ein sehr gelungenes Whisky-Highlight, das Freunde von sherrytönigen Whiskies voll auf ihre Kosten kommen lässt und deshalb auch absolut meinen Geschmack trifft. Ein echtes Genusserlebnis!
Patrick