
Um die schottische Insel Islay ranken sich unzählige Sagen, Mythen und Legenden. Sie erzählen von Seeungeheuern, Meeresdrachen und anderen Wesen aus längst vergangenen Tagen. Keine dieser Geschichten lässt sich beweisen und trotzdem halten sie sich seit Jahrhunderten, wie dichter Nebel in einer Bucht.
Mit seiner neuen Kreation beschwört der unabhängige Abfüller Malts of Scotland diese dunkle, mystische Seite Islays. Zu ihr gehört auch die Geschichte von Scarabus, einer Farm und Whiskybrennerei, die zwischen 1810 und 1820 auf der Insel existiert haben soll. Ob das den Tatsachen entspricht, lässt sich zweihundert Jahre später nicht mehr sagen.
Thomas Ewers, der Inhaber von Malts of Scotland, ließ sich von den alten Islay-Mythen und von der möglichen Existenz der Scarabus Distillery zu einer eigenen Whiskykreation inspirieren. Für seinen „Scarabus – The Dark Side of Islay“ hat der Paderborner Whiskyenthusiast Fässer aus drei unterschiedlichen Islay Brennereien vermählt. Der jüngste Malt, der in das Vatting einging, war zum Zeitpunkt der Abfüllung 21 Jahre alt. Die Ausbeute von insgesamt 1256 Flaschen spricht dafür, dass es nur drei Fässer waren, die miteinander vermählt wurden. Für seinen eigenen Blended Islay Malt verwendete der Paderborner Unternehmer Whiskies, die in ehemaligen Portwein-, Sherry- und Rotweinfässern reiften. Die Idee dahinter war es, ein ganz eigenes Rauchprofil zu kreieren und damit die geheimnisumwobene, dunkle Seite Islays zu beleuchten.
Die Fassreifung hatte deutlichen Einfluss auf die Farbe des Blended Malt. Im Glas leuchtet der „Scarabus – The Dark Side of Islay“ in rötlich-goldenen Kupfertönen. Die Legs fließen verhältnismäßig schnell und dicht an der Wand des herab.
Das erste Aroma ist von der Kraft des würzigen Rauches geprägt. Eine pfeffrige Schärfe trägt die phenolischen Noten eines Lagerfeuers. Mit der Zeit wird dieser Rauch immer aromatischer und erinnert im Zusammenspiel mit maritimen Noten einer frischen Meeresbrise an ein Barbecue am Strand. Welche Islay-Brennereien für dieses Raucharoma verantwortlich sind, ist letztlich unerheblich und es ist müßig, darüber zu spekulieren. Mich erinnert das Rauchprofil des „Scarabus – The Dark Side of Islay“ etwas an Ardbeg und Lagavulin. Aber das ist meine persönliche Assoziation. Mit der Zeit mischen sich dunkle, fruchtige Aromen unter den Rauch: Getrocknete Pflaumen und kandierte Datteln sind für mich dabei besonders präsent. Eine Prise Zimt, der Duft einer geöffneten Tabaksdose und eine Assoziation von honiggebeiztem Schinken runden das Aroma ab.
Der Antritt ist von einem leichten Prickeln auf der Zungenspitze geprägt. Eine Prise grob gemahlener Pfefferkörner, Salz und süßes Karamell machen sich sofort bemerkbar. Würzige Anklänge von geröstetem Holz, trockenem Rauch und Honigschinken setzen sich durch, bevor der fruchtige Geschmack süßer Erdbeermarmelade dem Gaumen schmeichelt. Wärmend breitet sich der „Scarabus – The Dark Side of Islay“ dabei im Mund aus und erinnert mich etwas an heiße Chilil-Orangen-Trinkschokolade, bis sich feine Nuancen von Kräuterbonbons und der schwelende Rauch eines abgebrannten Lagerfeuers zeigen. Auch im Geschmack zeigt sich ein harmonisches Zusammenspiel aus rauchigen, salzigen, fruchtigen und honigsüßen Aromen. In mir kommt das Bild eines weihnachtlichen, mit Nelken gespickten Honigschinkens in einer Fruchtsoße aus Backpflaumen und Aprikosen auf.
Der lange Abgang ist wärmend, von trockenem Rauch, nussigen Holzaromen und frisch gemahlenem Pfeffer geprägt. Süße Fruchtaromen von Zimt bestreutem Pflaumenmus bleiben dabei auf den Wangen und am Gaumen zurück.
Mit dem „Scarabus – The Dark Side of Islay“ ist Thomas Ewers ein rundes, sehr interessantes und komplexes Islay-Vatting gelungen. Die Fassauswahl ist für mein Empfinden sehr gelungen und sorgt für einen sehr gut ausbalancierten Malt Whisky, der interessante Aromen aus den unterschiedlichen Fässern zeigt, von ihnen aber nicht erschlagen wird. Für Freunde rauchiger Malt Whiskies, die das Zusammenspiel von würzigem Rauch und fruchtig süßen Barbecuenoten schätzen, ist der „Scarabus – The Dark Side of Islay“ genau das Richtige. Ich lernte diesen Blended Malt bei einem Pub Xmas Tasting mit Andreas Hertl kennen und war sofort begeistert. Bei Scotch Broth in Fürth ist der „Scarabus – The Dark Side of Islay“ für 159 Euro zu bekommen.
Patrick
2 Antworten auf „Whisky-Vorstellung: Scarabus – The Dark Side of Islay (Blended Islay Malt), Malts of Scotland, 51,2% Vol.“